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Die 'Cross Academy' ist eines der angesehensten Internate, sowohl für Menschen als auch die Kreaturen der Nacht. Tretet ein und lernt was es heißt, Seite an Seite zu existieren mit denen, die anders sind als ihr...
 
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Das Rollenspiel wird neu aufgebaut.

 

 Musikzimmer

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BeitragThema: Musikzimmer   Musikzimmer - Seite 3 Icon_minitimeDo 12 Aug 2010 - 9:38

das Eingangsposting lautete :

Hinter den geschnitzten Holzflügeltüren verbirgt sich der Musikraum der Schule.
Der Boden des Raumes ist aus hellem Parkett und die Wände sind im matten Gelbton gestrichen. Lange grüne Vorhänge hängen über den Fenster, die so hoch sind wie die Wände selbst. Der Raum wird tagsüber durch die Sonne erhellt und des Abends von einem Kristallkronleuchter, welcher mittig von der Decke des Raumes herabhängt.
Am Ende des Raumes, nahe eines Fensters, befindet sich eine kleine Bühne auf welcher ein schwarzer Flügel steht. Dieser wartet nur förmlich darauf gespielt zu werden und so den Raum mit seinen sanften, melodiösen Klängen zu erfüllen.
Doch es gibt nicht nur den Flügel, sondern auch zahlreiche andere Instrumente, die nur darauf warten entdeckt und ausprobiert zu werden. In der Nähe der kleinen Bühne stehen mehrere Instrumentenkoffer, welche kostbare Saiteninstrumente sicher verwahren. Doch man findet auch einige Blasinstrumente.
Kaum wahrnehmbar, steht neben der Flügeltür ein Schrank. Öffnet man diesen, so stößt man auf Notenhefte für jedes erdenkliche Stück und Instrument.
Insgesamt wirkt der Raum warm und strahlt eine unermessliche Ruhe aus.
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BeitragThema: Re: Musikzimmer   Musikzimmer - Seite 3 Icon_minitimeMi 12 Feb 2014 - 23:08

Ein Ort zum wohlfühlen hatte Shin mit dem Musiksaal gefunden. So etwas gab es auch einmal für Mizu. Früher, bevor die Dinge geschahen, die wohl geschehen mussten um sie zu dem zu formen, was sie nun eben war. Sie hatte den Blumenladen ihres liebevollen Stiefvaters geliebt, dort viel Freizeit verbracht, Blumengestecke gemacht und sich mit den Pflanzen beschäftigt. Sie hatte es geliebt, den Kunden ihre Wünsche zu erfüllen und diese strahlend zu sehen. Sie hatte es so geliebt, gelobt zu werden, wenn sie neue Blumenkunde erlernt hatte. Umgeben von diesen wunderschönen Gewächsen, hatte sie sich stets geborgen und wohl gefühlt. Die Schönheit in den kleinen Dingen, hatte sie stets erkannt. Das eine rote Rose alleine einfach nur traurig aussah. Sie brauchte grüne Akzente um ihre wahre Schönheit entfalten zu können. Doch nach ihrem Unfall, hatte Shiro nie mehr im Blumenladen ausgeholfen. Den Kontakt mit den damaligen Kunden stets vermieden. Diesen Hass auf sich selbst und auf die Mitmenschen entwickelt, schließlich war sie damals zu schwach und zu dämlich, sich in ein gewitztes Arschloch zu verlieben...sie war dumm genug gewesen und blindlings vor ein Auto gelaufen. Wäre sie gestorben, hätte sie den Kummer ihrer Eltern nicht miterleben müssen. Hätte den Spott der Exbesten Freundin nicht mit bekommen. Hätte nicht ab und an an ihren beschissenen Erzeuger denken müssen, welcher so ein elender Dreckssack war und sich sofort verpisst hatte. Sich an Menschen zu binden, war etwas, was sich nicht lohnte. Menschen waren Egoisten! Sie würden immer kommen, einen ausnutzen und die verbrauchte Hülle zurück lassen. Kein Blick zurück, solange es nur einen Nutzen für sie selbst gebracht hätte. Was sollte das dann also? Freundschaften knüpfen nur um dann früher oder später abgefic*t zu werden. Nur um verlassen zu werden, verspottet.
Es stimmte eben, der Mensch ist sich selbst am nächsten.
Wer wusste schon, vielleicht gab es ja für Mizu einen Weg zurück. Einen Weg zurück zu ihrem leichten, unbeschwerten, fröhlichem Ich. Jedoch glaubte die Blondine selbst nicht an solchen Humbug. Diese Person war damals gestorben, sie wurde ausradiert, ausgelöscht. Was zurück kam, was überlebte war ein Mädchen, welches schmerzhaft gelernt hatte, die Erkenntnisse dieser Welt begriffen und umgesetzt hatte. Inzwischen war sie stark, körperlich wie seelisch. Keiner würde sie je wieder verspotten, sie wieder zu einem Opfer machen.
Inzwischen hatte sie sich ihre stürmische Art, wie einen Panzer angelegt und sich damit geschützt und damit arrangiert. Ein zurück gab es nicht, das wollte sie nicht, viel zu sehr fand sie sich in ihrer jetzigen Rolle zurecht. Als taffes Luder lebte es sich leichter, man musste nicht ständig darauf achten ob man jemandes Gefühle verletzte oder sein Leben nach anderen richten. Es war einfach. Es war unkompliziert. Es war in gewisser Weise das höchste Gut an Freiheit – zumindest für sie.
Anzügig, freizügig ja das war sie wohl. Aus einem einfachen Grund, sie konnte es. Wer sich nichts aus dem Gerede und den entsetzten Blicken dieser Gesellschaft machte, konnte sich eben frei ausleben. Warum sollte sie sich auch für die Anderen an Normen anpassen und tun, was man von ihr erwartete? Warum sollte sie es irgendeinem Recht machen?
Gut, natürlich würde sie ihre Bluse nachher normal tragen, einfach dem Respekt der Schule wegen...aber das hieß nicht das sie ihren Rock verlängern oder ihren Ausschnitt verdecken würde, irgendwo war dann wohl auch Schluss.
Außerdem bestand die Gefahr, das zu viele Leute ihre Narben betrachten konnten, an sich auch etwas das ihr shit egal war, jedoch machte sie die Erfahrung das Mitschüler zu neugierig darauf reagierten. Ebenfalls eine schlechte Eigenschaft der Menschheit, jeder muss und will immer alles wissen. Man könnte ja lebenswichtigen Tratsch verpassen – hahaha.
Es war gut für den Schwarzhaarigen das er mit dem Hirn und nicht mit dem Sch...Ding dachte. Hätte er sich ächtzend auf sie gestürzt, hätte es lediglich einen gezielten Tritt in die Weichteile gegeben. Das konnte Mizu ausgezeichnet, genauso wie Nippeltwister. Jahrelange Übung, das kam nicht von irgendwoher, nein nein.
Wäre die Assibraut eine Plage, dann aber die mit Abstand Schlimmste!
Was hatte sie eigentlich in den Ferien gemacht?
Das konnte man dann auch recht kurz zusammen fassen. Natürlich war sie brav nach Hause gefahren um ihrer Mutter und ihrem Stiefvater den Gefallen zu tun, schließlich fehlte sie ihnen wohl sehr. Selbstverständlich liebte sie ihre Eltern sehr, aber so zeigen wie früher, das ging nicht mehr, dafür war sie aber vielleicht auch schon zu alt. Die meiste Zeit hatte sie daheim abgesessen. Die andere Zeit nervige kleine Vollidioten in die Schranken gewissen, ein paar gekonnte Tritte und Schläge und die Probleme waren gelöst. [Gewalt ist keine Lösung.]
Ansonsten hatte sie viel geschlafen, gesungen und gelesen.
Von Tokio hier her zu fahren war schon irgendwie ein Akt, aber so etwas schaffte keine Sturmgöttin, dazu war sie einfach zu viel gewöhnt.
Würde Shin ihr das Feld einfach so überlassen, würde er in ihrer Achtung ganz schön absinken. Das wäre a langweilig b total schwach und c irgendwie enttäuschend. Warum? Weil sie so etwas von ihm nicht dachte, nicht erwartete. Sie schätzte ihn auch eher taff ein, als jemand der für das was er wollte einstand. Vielleicht irrte sie ja auch, aber das wäre ihr dann auch egal.
Jaaa, natürlich war sie hier her gekommen um mit Mr Partyking persönlich die Sau raus zu lassen – nicht. Auf so was hatte Shiro nun wirklich keinen Bock, Ruhe und kurze Gesprächsfetzen ja, aber nicht jubel trubel Heiterkeit.
Als er auf ihre Aussage hin etwas erwiderte oder so zu sagen diese abstritt, zog sie lediglich eine Augenbraue hoch und grinste. Innerlich dachte sie sich nur Na klar und ich bin der Kaiser von China du Horst. Ob man es glaubt oder nicht, ihre Gedanken konnte man wohl als nett bezeichnen und als ziemlich lahm. Zum Glück konnte sie, wenn sie den Mund aufmachte wesentlich bessere Sprüche zum Besten geben.
Während er ihr den Rücken zu kehrte, was im allgemeinen ein Fehler sein könnte, denn bei ihr musste man auf der Lauer sein, nutzte sie die Zeit und zog sich die Bühne gekonnt hoch. Wenige Sekunden später saß sie auf der Bank vor dem Klavier und betrachtete die weißen und schwarzen Tasten. Irgendwie verstand sie nicht, wie so ein Typ wie er, so gut spielen konnte, mit so viel Gefühl. Außerdem fand sie das Instrument kompliziert, wenn überhaupt wäre sie wohl nur für ein Schlagzeug zu gebrauchen, einfach weil das vielleicht auch gut klang, wenn man nur Behämmert drauf los jämmte. Andererseits konnte sie ja auch unglaublich gut – überhaupt nicht von sich voreingenommen – singen.
Kurz wich der Blick von den Tasten zu Shin, ehe zu seinem Rücken. Wäre sie fies, könnte sie ihn jetzt einfach mit einem gekonnten Griff zu Boden reißen. Wohl auch, weil er vielleicht damit nicht rechnen würde. Jedoch war und ist Mizu niemand, der jemanden von hinten angreift. So etwas war feige. Sie gab dem Gegner/Opfer immer die Gelegenheit auf sie reagieren zu können, sofern sie schnell genug waren. Außerdem war sie ja jetzt gerade milde und sanft gestimmt. Sofern man das auf sie beziehend sagen konnte.
„Warum bist du hier“, hätte sie ihn nachbeffen können, tat sie aber nicht. Aber wenn er schon antwortete, konnte sie es ja auch tun.
„Warum denn auch nicht?“, erwiderte sie kurz, ehe sie einen Moment ihre schönen Augen schloss um ihm dann doch nicht mit so einer unnötigen Antwort ab zu speisen.
“Weshalb auch immer, aber am Bach sind irgendwelche Schüler und hunger habe ich im Moment noch nicht. Dann bin ich einfach mal hier her, weil ich dachte hier hätte man vielleicht etwas Ruhe.“ Ehrlich, ausführlich, klarer Klang.
Fasziniert von dem Musikinstrument, tippte sie zwei Tasten an. Dann klimperte sie den Klassiker „Alle meine Entchen“ und schaffte es sogar sich dabei zwei, drei mal zu verspielen. Einfach weil es so dämlich klang, musste sie ein selbstironisches, chelmisches Grinsen auflegen.
Ob sie sich damit vor ihm blamierte? War doch egal, ihr war eben danach gewesen. Und das sie nicht spielen konnte, war ihm wohl – spätestens jetzt – genauso klar, wie ihr.
„Echt unglaublich, das du auf dem Teil spielen kannst“, meinte sie dann noch zu der Sache.
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BeitragThema: Re: Musikzimmer   Musikzimmer - Seite 3 Icon_minitimeMi 12 Feb 2014 - 23:33

<<< ===== Eingangsbereich


Als sie an die Türklinke gefasst und die Tür geöffnet hatte, hatte sie nichts weiter gehört, als die Noten, die bereits in ihrem Kopf zu tanzen begonnen hatten.
Gefallene Vögel erwarten den nächsten Wind, ehe sie es erneut versuchen
Auch in ihren Fingern brannte ein Drang, der nicht zu beschreiben war. Es war wohl die Lust am Spielen, die sie antrieb. Wer hätte gedacht, dass aus Hikari eine Hobbypianistin wird?
Sie öffnete die Tür, Wärme und gutmütiges Sonnenlicht erwartend, das, was ihr allerdings entgegen schlug, war Eiseskälte und erstickte Luft, die ihr erschöpft entgegenfiel. Seltsamer Weise konnte sie nicht anders, als leise nach Luft zu schnappen und nach der Ursache der Kälte zu suchen. Vermutlich lag es auch an ihrer Sensibilität, die sie in jenem Moment hatte, denn eigentlich war es bereits April.
Schon bald bemerkte sie Shin. Oh, wenn das so war: Jeder Sommer half bei dem nichts. Es war schon beinahe so, als sonderte er eine Kälte ab, die die Wärme erschauern ließ. Hikari musste ein Niesen unterdrücken, schaffte es doch nicht ganz, weshalb sie ein leises "Hahmbf" von sich gab, als sie die Hände ins Gesicht presste. Unbemerkt, wie ein Ninja musterte sie erst Shin, dann das Mädchen, das sie erst später bemerkt hatte.
Es war wahrlich engelsgleich. Genauso wunderschön, sanfte Gesichtszüge, langes, goldenes Haar und ebenso knapp bis gar nicht bekleidet, wie ein Engel eben. Hikari wäre neben ihr - nicht nur aufgrund ihrer kränklichen wirkenden Blässe - erblasst. Buchstäblich, sie wäre wohl verschwunden und hätte sich in Luft aufgelöst. Übrigens wäre sie gerne verschwunden. Sie mochte es nicht, urplötzlich in etwas hereinzuplatzen, ohne irgendetwas zu sagen zu haben.
"Ohayou gozaimasu", grüßte sie ihre Sempai höflich, wie man es von einer vorbildlichen Schülerin erwarten würde. Die Rotäugige bemühte sich darum, sich ihre Enttäuschung und Verwunderung nicht anmerken zu lassen. Sie hatte sich darüber gefreut, das Klavier anfassen zu können, zu sehen, dass der Musiksaal eigentlich besetzt war... nun, das war das problematische an öffentlichen Räumen. Sie waren eben... öffentlich.
"Verzeihen Sie die Störung, das wollte ich nicht. Ich gehe sofort", gerne hätte sie sich den Pianohocker einfach an den Leib gerissen, sich darauf gesetzt und zu spielen begonnen. Doch, das durfte sie ja nicht. Nicht, wenn es Zeugen gab. Also kramte sie in ihrer Rocktasche herum, holte Ohrstöpsel heraus und begann sogleich wieder zu verschwinden - wie der weiße Ninja, der sie nunmal war.
Hinter ihr fiel die Tür zu.
Solche Frauen mag Shin also. Kein Wunder, dass er mich so angesehen hat
Kurz darauf hörte man ein dumpfes Geräusch und ein leises Quietschen.
Hikaris Rock war zwischen Tür und Angel eingeklemmt, sie hatte ihr normales(schnelles) Tempo wieder aufgenommen und war somit natürlich, durch den widerstandsfähigen Rock, an die ebenso widerstandsfähige Tür gefallen.
TT-TT Ich hasse mich so sehr

Shin - Mizu
Kari
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BeitragThema: Virtuos   Musikzimmer - Seite 3 Icon_minitimeDo 13 Feb 2014 - 9:28

Es war ihm so vieles egal. Shin war so vieles egal, er könnte denken, dass er beinahe sich selbst egal wäre. Egal was er tat, wie er handelte und dachte, solang er selbst damit leben konnte, so würde er problemlos leben. Was interessierte ihn die Meinung des Mädchens? Wonach sollte sie seine Taten messen? Nach ihren eigenen Prinzipien?
Das würde nicht funktionieren, schlicht einfach nicht funktionieren, weil er nicht nach ihren Prinzipien lebt und somit nicht nach diesen handelt. Warum sollte er nach dieser Messlatte gemessen werden?
Mizu wusste gar nicht, dass eine fluchtartige Übergabe des Raumes bedeuten könnte, dass der junge Mann nun Mal wirklich keine Gesellschaft brauchte. Oder, dass es ihm heute Morgen viel Kraft abverlangt wurde, die Anwesenheit anderer zu ertragen, obwohl er so mit mindestens drei seiner Phobien konfrontiert wurde innerhalb von zwei Stunden?
Shin hätte ihr vor die Füße gespuckt, nur weil er nicht den Clown für sie spielen und sofort gehen würde, als würde er den Raum kampflos überlassen. Mizu hatte in der Hinsicht einfach keine Ahnung und würde genau zu dem werden, was sie doch selbst missachtete: zu einer Vorurteilsbildenden Tussi, die zwar so tut, als wäre sie anders, aber genauso dachte, wie jeder andere. In dieser Hinsicht hätte er jeglichen Respekt vor ihr verloren, sie über die Toleranzgrenze geschlagen und sein ganzes Leben mit Ignoranz gestraft. Auch wenn ein ironischer Gedanke in ihm blühte, dass es ihr egal sein würde.
Mizu musste genauso sein wie er: kalt, gefühllos und stets über die Grenzen schlagend, weil es ihr egal war, was andere dachten.
Es gab nur einen Unterschied: Sie überschlug sich an dem, was sie sich erlauben durfte und er, war genau das Gegenteil. Er riskierte und machte nichts, um überhaupt die Grenzen zu sehen. Sie war der Orkan, er war die Kälte. Die Kälte, welche diesen Musiksaal regieren würde und diese Musiksaal beanspruchen wollte.
Abwesend wand sich Shin mit einem Notenheft wieder an das Klavier, doch sein Platz war nun besetzt.
Es fühlte sich plötzlich leer und kalt an. Nicht, dass er die Kälte nicht kannte - schließlich hatte er diese erschaffen - vielmehr heimatlos, als sonst er sich eigentlich fühlte.
Heimatlos, als hätte Mizu sein Herz aus diesem Instrument gerissen, ihn von dem gerissen, wo er sich zu Hause fühlte. Das einzige zu Hause, wo er seine kalten Finger, erwärmt wurden.
Bevor Shin abgereist war, erhielt er einen Brief von seiner Mutter, welche ihm stolz lächelnd zu nickte und bat, diesen zu öffnen.
“Erinnerst du dich? Du hast dich einschreiben lassen. Ich weiß... dass es dir so vieles schwer fällt, aber wenn du teilnimmst, dann würdest du dich zu Hause fühlen... und seist endlich willkommen“, hatte sie gesprochen und ihm die Daumen gedrückt, während er mit zitternden Fingern, das Papier entzwei riss.
Der weltweite Wettbewerb... erinnerte er sich. Er hatte sich Jahrelang nichts anderes gewünscht, als bei einem dieser Wettbewerbe mitmachen zu können, wo er als Pianist gegen andere antreten und sich messen konnte. Er war natürlich sehr talentiert, konnte gehörte Noten sofort spielen oder Melodien aus seinem Kopf auf Papier notieren. Doch würde er genauso gegen die anderen Genies antreten können?
Wie überheblich er sich auch fühlte, er traute sich dies zu. Schließlich hatte er sich - nachdem er von dem diesjährigen Einschreiben gehört hatte, sofort ein kurzes Stück geschrieben und am nächsten Tag verschickt. Ein Pianist zeichnete sich nicht nur das Klimpern des Klaviers aus. Bei dem weltweiten Wettbewerb testete man den Musiker auch darauf, ob er selbst Musik schreiben konnte.
Vermutlich hatte Shin als einer der ersten sein Formular und seine Notensätze eingereicht.
Er hatte in den letzten Jahren noch an seinem Können gezweifelt, wie sehr ihn auch der Unfall mitgenommen und ihm sein Talent vorerst ein-gekettet hatte. Es war sein Traum, dort teilzunehmen, gegen andere, erstklassige Nachwuchspianisten und in Mitten der Massen er - wie er die Anwesenden beeindruckte und eine Pforte öffnete, professionell arbeiten zu können. Er lebte in Asien und würde gegen eine starke Konkurrenz antreten, doch lediglich seine Stärken würde ihn besonders machen. Das fühlte er. Und auch sie hatte es gefühlt, auch wenn sie sich nicht gekannt hatten, als sie noch Kinder waren und er ihr davon lediglich als einen Traum geschildert hatte. Viola hatte ihm zugelächelt und gemeint, er würde es schaffen, wenn er daran glauben konnte.
… Doch das hatte er nicht gekonnt - nicht, nachdem er wochenlang im Krankenhaus gelegen und in den Nachrichten sein Gesicht gesehen. Am ersten Tag, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen, worden war, setzte er sich an das Klavier: Doch seine Finger verstummten. Tage, Wochen vergingen, man glaubte, er hätte sein Talent verloren. Erst seine Mutter nahm ihn beiseite und sprach das aus, wonach sein Herz sich am meisten gesehnt hatte:
“Shin-chan... Sie hätte es gewollt, dass du das, was du schon immer geliebt hast, nicht für sie aufgibst, wie sehr sie dir auch fehlte... Egal, wo sie auch gerade ist... Sie würde dir zuhören, sie würde dich durch den Klang der Musik hören, weil diese die Gefühle der Lebenden den Toten übermitteln können.“
Am nächsten Tag hatte sich der Schwarzhaarige wieder an das Klavier gesetzt, seine Finger auf die Tasten gelegt und eine traurige Melodie gespielt.
Nun, Jahre später, hatte er den Brief geöffnet und gelesen, dass er die Aufnahmeprüfung geschafft hatte. Er hatte sich für den Wettbewerb qualifiziert. Seine Eltern umarmten ihn stürmisch, doch der junge Mann regte keinen Muskel seines Gesichtes.

Shin blinzelte, entrissen aus seinen Gedanken und betrachtete das Notenheft in seinen Händen, während er abwesend auf das alte Papier starrte und zuhörte, wie Mizu ihr Einfinden in sein Paradies fand.
“Hmmh“, erwiderte er lediglich und interessierte sich dafür sowieso nicht. Sie würde letztendlich so oder so nicht gehen, das würde ihm lediglich ein Dorn im Auge sein. Dass er Spielen konnte, wusste sie. War ihm auch nicht mehr wichtig. Er würde an einem weltweiten Wettbewerb vor tausenden Leuten spielen. Da machten ein, zwei Schüler nicht aus.
Das Notenheft auf den Flügel legend, schritt er wieder zur Bank und blieb stehen, eher er sich mit Abstand zu Mizu setzte - das Ding war ja qualitativ super und dementsprechend sehr breit - und regungslos ihre Spielversuche ausübte.
Er zückte mit einer Augenbraue nach oben und blickte dem Mädchen - kaum beeindruckt - ins Gesicht.
“Du solltest bei deinem Talent - Singen - lieber bleiben“, erwiderte er lediglich kalt und herzlos und betrachtete ihre Finger aus dem Augenwinkel. Er konnte das sofort sehen: Wenn jemand einen Ansatz dafür hatte, Pianist zu sein oder nicht. Bei ihr war das ein kritischer Fall. Er konnte sich vorstellen, dass sie mit ihren Fingern und Nägeln leicht jemanden verletzten konnte, aber bei einem Klavier war es anders. Man musste damit in Harmonie stehen, es sanft berühren.
“Deine Finger sind zu verkrampft“, kommentierte er belehrend und strich sich die Ärmel höher, um seine zitternden Finger auf die Tasten zu legen, er war sich bewusst, dass seine unruhige Stimmung ihm deutlich abzulesen war, aber kaum berührten seine Finger die weißen Tasten, so war er plötzlich still und rührte sich nicht, als hätte er endlich die friedliche Balance gefunden. Dem Mädchen zeigte er den Klassiker, den sie miserabel gespielt hatte, richtig, inklusive der begleitenden Hand.
Shin hielt dann inne. Dass sie ihm ein Kompliment schenkte, war ihm bewusst und er zuckte lediglich mit den Schultern. Sollte er sich bedanken? Wollte er so etwas hören? Anderseits war sie vielleicht nett, aber er war Shin - er brauchte so etwas nicht. Er blickte kurzzeitig nach oben, auf das gegenüber liegende Fenster und dachte nach. Sie hatte ihn zwei Mal beim Spielen erwischt, dachte sie wirklich, er hätte es drauf?
Pfff. Er war virtuos. NATÜRLICH hatte er etwas drauf.
“Wie gut ich bin, muss ich mich auf dem weltweiten Wettbewerb beweisen“, erklärte er. Er wollte in diesem Raum Ruhe finden, wollte Halt finden und wollte etwas spielen, was ihm vor wenigen Stunden eingefallen war.
Seine nächste Qualifikation musste er als vorbereitende Aufgabe auf den Wettbewerb erledigen. Er sollte drei Versionen verfassen und dann - falls man ihn nimmt - spielen. Drei verschiedene Versionen eines Stücks. Dazu darf er natürlich auch sich auf ein Stück beziehen. Bevor er abgereist war, hatte er sich etwas überlegt und wollte, nachdem er sich beruhigt hatte, auch dann etwas spielen. Seine Mutter lieh ihm aus ihrem Orchester ein teures und hochwertiges Keyboard, welches er auch in seinem Zimmer nutzen konnte, aber er wollte die Materie zu erst am Flügel testen. Damit er damit arbeiten konnte
“Bevor ich gehe, muss ich noch etwas hören. Lehrreiche Stunden biete ich heute nicht an“, murmelte er nachdenkend, wartete nicht auf die Antwort der Blonden und begann sofort eine zügige Melodie.
Er dachte an ein Stück, welches er zu einem Spiel im Internet gehört hatte, welches ihm gefallen hatte. Soweit er sich erinnerte handelte es sich um 'Bad Apple', aber wer konnte schon ohne Noten und mit eigenem Stil nach binnen Stunden es sofort spielen?
Er konnte das. Nach einer Minute war es auch vorbei und er wirkte nun nicht mehr ernst und kalt, sondern irgendwie zufrieden. Das Ende erklang leise verklingend und er runzelte die Stirn. Der junge Mann erhob sich und griff nach dem Notenheft. Eine andere Schülerin betrat unerwartet den Raum und der junge Mann erkannte das Gesicht wieder, wobei sein Ausdruck von Zufriedenheit nicht wirklich wich.
“Ohay“, begrüßte er zurück und schritt um das Klavier, die Bühne absteigen zu können.
“Ich wollte sowieso gehen“, erwiderte er und stieg die Bühne hinab. Ihm war nicht bewusst, dass Hikari glaubte, er hätte Interesse an der Blondine, oder dass es so aussah, als hätten sie sich viel ein liebendes Paar getroffen. Nein, so war es nicht Mal, an seinem Ausdruck, welcher das zufriedene Gesicht verlor und kalt wurde, erkannte man sogar das Gegenteil.
Ohne sich von Hikari oder Mizu zu verabschieden folgte er Hikari und blieb stehen, als er merkte, dass etwas die Türe versperren musste - oder jemand. Er griff nach dem Stofffetzen, um diesen zu befreien und öffnete vorsichtig die Türe, welche sich nun leicht öffnen sollte.
Vor Hikari blieb er stehen, nachdem er sich bewusst war, dass sie nicht mehr durch den Rock eingeklemmt und zweitens auch wieder die Umarmungsattacke der Türe entkommen war, mit einem normalen, emotionslosen und seinem typisch kalten Gesicht - ja also normalen Gesichtsausdruck - und deutete wieder auf den Raum.
“Der Flügel ist frei und Blondie kann, was den Flügel betrifft, sowieso nicht spielen“, murmelte er beinahe nur für Hikari hörbar und schien einen leicht amüsierten und spöttischen Ton in der Stimme zu haben. Zwar konnte sie singen - was wohl nur er als Geheimnis wusste - aber spielen nicht. Mit Glück könnte er ihr beibringen, nicht mit Holzfingern zu spielen, aber ein Talent würde sie nicht ganz entwickeln können.
Über seine Worte noch Mal nachdenkend wurde ihm bewusst, dass sein Zustand sich gebessert aber nicht ganz gewichen hatte. Das Zittern in den Fingern kehrte wieder, während er das ausgeliehene Notenheft umklammerte und dann wieder in Hikaris Gesicht blickte. Er erinnerte sich an seine Worte wieder und wand sich sofort zum gehen um.
Niemand durfte ihn anfassen, nicht mal die respektlose Barbie-Roudie.

=> Eingangsbereich Schulhaus
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BeitragThema: Re: Musikzimmer   Musikzimmer - Seite 3 Icon_minitimeFr 14 Feb 2014 - 23:23

Mizu maß Niemanden an irgendetwas. Wer war sie um Anderen vor schreiben zu können, nach welchen Wegen und Prinzipien sie zu leben hatten? Niemand durfte es ihr vorschreiben, also konnte sie es auch bei Niemanden. Außerdem verlangte es ihr einfach zu viel ab, jemanden nach Marotten zu bewerten oder jemanden an irgendetwas fest zu machen. Würde sie das tun, machte sie sich unnötige Gedanken über unnötige Menschen in ihrem Leben. Daher musste ihr Niemand gerecht werden, konnte ja auch Keiner, weil sie diese Chance einfach keinem gab. Man konnte den blonden Rudy nicht enttäuschen, einfach weil sie grundsätzlich allen gegenüber unvoreingenommen war. Sicherlich gab es gewisse Spekulationen die sie anstellte, denn dumm war sie unter keinen Umständen. Manchmal dachte sie gerne oder spinnte sich aus, was wohl welche Reaktion bedeuten könnte, allerdings sehr selten, weil die meisten Mitmenschen sie zu wenig reizten um Gedanken an sie zu verschwenden. Oder einfach zu langweilig für sie waren.
Ein häufig auftretendes Problem der Blondine, sie langweilte sich sehr schnell. Deswegen schwänzte oder schlief sie auch oft im Unterricht, das meiste war einfach zu reizlos für sie, weil es zu einfach war. Dadurch bekam sie dann zwar schlechte Mitarbeitsnoten, konnte jedoch im schriftlichen Teil immer Bestwertungen erzielen. Solche Leute gab es wohl und sie gehörte eben auch dazu. Nicht umsonst war es für sie auch ein leichtes gewesen, die erforderliche Blumenkunde für einen solchen Laden zu erlernen und an zu wenden. Nicht umsonst konnte sie einen Song nach maximal dreimaligem Hören (je nach schwere und häufig wechselnden Strophen des Songs) in und auswendig. Nicht um sonst hatte sie ein unglaubliches Gedächtnis und konnte sich auch an einiges Nichtiges zurück entsinnen.
Ob man es ihr zu traute oder nicht, auch wenn sie es einem nicht wirklich leicht machte. Jemanden mit ihrer Persönlichkeit und Ausstrahlung traute man so etwas eben nicht zu, ebenfalls auf die törichte Dummheit der Gesellschaft zurück zu führen. Hätte sie jetzt noch den Style eines Punks, würde man sie wohl für noch bescheuerte halten, als es die meisten ohnehin schon taten. Die Masse der Menschen ist eben äußerst kleinkariert, aber daran würde sich auch nie etwas ändern. Sie würde daran nichts ändern, weil es nichts brachte.
Sie hatte ihren kleinen Aufstand gegen die Welt, in dem sie aufging, aber jemanden zu etwas bewegen oder nach ihrem Willen zu manipulieren, nein das war nicht ihre Art.
Warum war Shiro eigentlich so zum kämpfen aufgelegt?
Ironischerweise hatte sie nach schmerzhaften Erfahrungen einfach gelernt so zu sein. Sich vollkommen in Eis zu hüllen, wie es Shin tat, konnte sie nicht. Irgendwohin musste der Frust entweichen und das tat er am Besten, indem man ihn mit anderen Schmerzen überdeckte, im Keim erstickte. Manchmal konnte und wollte sie ihre Aggressionen nicht verstecken – da halfen auch nicht immer diese netten Wunderpillen der tollen Therapeutin. Manchmal provozierte sie körperliche Konflikte hervor. Um sich messen zu können, um ihre Grenzen zu sprengen, den Rahmen mit allen mitteln zu vergrößern. Keine Ketten sollten sie fesseln oder fest halten können. Niemand sollte ihr ein Maß vorgeben können, deshalb schlug sie über die Strenge, fast immer zu. Wenn sie den Mund aufmachte, wenn sie zu schlug. Es war Mittel zum Zweck. Die Erfahrung zu sehen, ob es eine Grenze für sie gab oder wie weit sie diese weiter ausreizen konnte. Es fühlte sich gut an, gut an in gewissen Situationen erhaben zu sein, erhaben über die Grenzen die man zu kennen glaubte, es war einfach ein Adrenalinschub, wenn man sich immer neu erfand und nie auf zu hören brauchte. Vielleicht auch Selbstschutz oder irgendwie sogar die Bestätigung für sie, das sie am Leben war. Immerhin war das ein wahres Wunder, so wie sie das Auto mit gerissen und vor allem umgerissen und überrollt hatte. Ein Wunder, das sie aus dem Koma erwacht und vor allem die inneren Verletzungen überlebt hatte. Im Grunde hätte sie allen Grund dazu, dem Leben mit einem Lachen entgegen zu treten, dankbar zu sein, das sie überhaupt noch atmete oder nicht im Rollstuhl saß. Hätte sie, aber so war es eben nicht. Einschneidende Erlebnisse konnten einen Menschen formen und verändern, sie hatte sich geändert. Um zu spüren, das sie lebte, brauchte sie ihre ganz persönlichen Ausnahmemomente.
Für den Großteil der Menschen, die auf dieser Welt lebten, war Gewalt ein Ausdruck und ein Zeichen von Schwäche, weil sie sich nicht anders durch zu setzen wussten, schlugen sie zu, war deren Ansicht. Doch bei Mizu war das eben nicht der Grund. Sie musste sich nicht durch setzen, musste nicht wegen irgendwelchen Mutproben andere angreifen. Niemals würde sie einen deutlich schwächeren Gegner attackieren. Eben weil sie es tat, um sich selbst zu spüren, ihre Grenzen zu überschreiten, suchte sie stets nach Stärkeren oder ließ sich darauf ein, wenn es vom anderen heraufprovoziert würde. Dennoch gab es für sie selbst eben auch gewisse Grundregeln, an die sie sich ihrer Überzeugung wegen hielt. Keine Schwächeren. Keinen angreifen, ohne das dieser auch nur die Chance hat, sich verteidigen zu können. Nicht auf jemanden los gehen, der bereits am Boden lag und verloren hatte. Niemals jemanden töten. Zu einer dieser feigen U-Bahn-Schlägern würde sie nie werden.
Ihr Leben war jetzt schon Strafe genug, da musste und wollte sie sich nicht auch noch mit so etwas belasten.
Vielleicht war ihre Weise, mit dem ihr neu geschenkten Leben um zu gehen, in den Augen der Maße als falsch an zu sehen. Aber einfach lachend und glücklich weiter zu leben und zu vergessen, was geschehen war, dazu war sie nicht bereit.
Es käme ihr wie eine Verleugnung vor.
Shin hatte etwas, hatte jemanden verloren und sich deshalb in sein Ich zurück gezogen. Deshalb eine Kälte um sich rum erschaffen, vielleicht weil seine Liebe, seine Wärme gegangen war, als die Person, an die das geknüpft war, ebenfalls gegangen war. Als Viola schlagartig sein Leben verließ, nahm sie sein Lachen, seine Wärme, seine Liebe mit sich. Nicht weil sie es gewollt hatte, sondern einfach weil seine Liebe so bedingungslos gewesen war. Unbewusst hatte sie ihn an sich gebunden und ihr Tod war sein Fluch. Wohl niemals würde er sich von ihr lösen können, weil es wohl einem Verrat an ihr gleichkäme. Dabei würde sie sich mit Sicherheit nicht verraten fühlen, im Gegenteil sie würde sich mit Sicherheit wünschen, das er lebte, lebte für sie. Lebte und sie im Gedächtnis behielt, sie aber nicht zum Polarstern seiner Seele machte. Das hätte sie sich sicher nicht gewünscht, aber er konnte es nicht, er konnte sie nicht los lassen, nicht vergessen, nicht einfach so weiter machen, nicht ohne sie.
Dagegen wirkte Mizus Vergangenheit ja fast schon lächerlich.
Reintheoretisch hatte sie Niemanden verloren, keinen tragischen Verlust erlitten. Lediglich Menschen in ihrem Leben gehabt, die sie verraten und ausgenutzt hatten. Ihren Erzeuger. Ihre damalige beste Freundin. Ihr Freund. Und doch hatte auch sie etwas wichtiges verloren. Sich selbst. Erschüttert von Dingen, war sie schließlich selbst gestorben. Eine verbrauchte Seele, im Körper einer Lebenden. Ein Verlust, welchem dem Tod nahe kam, denn auch dieser würde nie in der gleichen Form zurück kommen.
Wie bei Shin auch. Viola würde nie mehr zurück kommen, er konnte sie nicht mehr anfassen, mit ihr reden oder eine Zukunft mit ihr aufbauen. Natürlich könnte eine andere kommen, aber es wäre nicht dasselbe. Vielleicht konnte er auch Keine so lieben, wie sie und das würde das neue Mädchen vielleicht stören, weil sie das Gefühl hätte, in ewiger Konkurrenz mit jemanden zu stehen, mit dem sie sich nicht messen konnte, eben weil dieser jemand bereits tot war.
Grob gesehen war es so auch mit Mizus Seele. Damals war sie gestorben, ausgelöscht worden. Sicher, sie könnte sich wieder ihrem früheren Bild nähern, aber sie würde niemals die gleiche wieder werden. Einfach, weil das der Erinnerungen, Erfahrungen und Zeit wegen, niemals möglich sein würde.

Kasai war wie ein Blatt im Wind. Wann sie wohin ging, wann sie was sagte, wann sie was tat, das entschied sich spontan. Je nach dem von wo aus in ihrem Inneren eine Böe kam und in welche Richtung es sie trieb. So konnte es sein, das jetzt noch wild entschlossen war, hier zu bleiben und im nächsten, konnte es schon nicht mehr das sein, wonach es sie sehnte, was sie wollte, weil es sie nie lange an einem Fleck hielt. Wohl der Ruf der Freiheit. Sie war eben der Sturm, er kam, er wütete, er zog weiter. Mal war er ganz schwach und so, das Niemand wusste, das er da gewesen war, mal hinterließ er nichts als Verwüstung.
Zu seiner Aussage hin, musste sie lediglich die Nase rümpfen und amüsiert grinsen. Ja, da hatte der liebe schwarzhaarige Pianist wohl voll kommen recht. Doch das war ja nicht schlimm, sie musste nicht alles können, sie war ja nicht Gott oder so. Und das sie das nicht konnte, war ihr auch nicht peinlich. Wozu auch?
Mizu war wohl der Typ Mensch, der wenn er etwas unbedingt wollte, sich die Techniken und alles andere nötige dazu, auch eineignen können würde. Allerdings reizten Dinge sie nicht, die sie sich hartnäckig erzwingen musste, denn es war eben eine Qual und kein Spaß. Singen liebte sie, weil es ihr leicht viel. Einfach weil sie sich zwar trotzdem anstrengte, aber eben nicht so viel, das es quälend wurde. Mit dem Klavier spielen würde es sich wohl extrem lange hin ziehen, bis sie daran auch Freude entwickeln konnte. Aber wer weiß, es würde ihr selbst wohl schon reichen, erst ein mal den falsch angespielten Klassiker hin zu bekommen. Man musste es ja nicht gleich zu Anfang übertreiben. Ein Schriftsteller schrieb ja auch kein Buch an einem Tag.
Ihre Haltung wurde aufmerksamer, als sie seine Tadelung, seine Belehrung vernahm. Nicht weil es sie störte, sondern einfach weil er aus Erfahrung sprechen und ihr damit quasi einen Tipp geben konnte. Wenn das jemand beurteilen konnte, dann wohl auch nur er. Das er sich – mit Abstand – zu ihr gesetzt hatte, störte sie nicht. Grundsätzlich störte sie die Nähe der Menschen nicht, solange sie immer einen gewissen Abstand zu ihr wahrten. Auch wenn sie nicht so allergisch gegenüber Berührungen war, wie er. Im Affekt berührte sie andere auch manchmal, wenn sie diese aufzog zum Beispiel. Es kam immer auf die Art der Berührung an. Berührungen die Aufgrund von Sehnsucht nach Nähe zu ihr entstanden, damit kam sie nicht klar. Weil sie sonst zuließ, das jemand anfing, sich an sie zu binden und das war einfach nicht erlaubt. Das erlaubte sie sich selbst ja auch nicht, also.
Mit ihren blauen Äuglein betrachtete sie seine zunächst zitternden Finger, die sobald er zu spielen begann auch schon ruhig und bestimm handelten. Äußerst aufmerksam beobachtete sie dabei jede Bewegung und die Tastenkombination, sie lernte viel durch zuschauen oder zuhören.
Wenn Mizu sagte, das sie es gut fand, dann war es auch so. Sie sagte immer das, was sie dachte und immer das, was sie auch für richtig empfand. Scheiß egal ob sie den anderen damit verletzte oder auch mal lobte. Schließlich musste sie sich für nichts und vor niemanden rechtfertigen, einfach weil sie es konnte, weil sie so war, wie sie nun mal war. Das muss als Rechtfertigung genügen!
Ihre Aufmerksamkeit wurde auch nicht weniger, als er von einem Wettbewerb sprach. Nach kurzem suchen in ihrem Gedächtnis, wusste sie was gemeint war. Die Allgemeinbildung und das Allgemeinwissen der Blondine sind ausgezeichnet, aber vor allem alles mögliche an Wissen zur Thematik Musik. Ob Klassiker oder Hart Rock, sie kannte sich eben aus. Vielleicht schon anerkennend, nickte sie dazu.
Es wäre auf jeden Fall interessant und eine Herausforderung für ihn, so wie es für sie der Kraftvergleich auch war. Er könnte sich mit allerlei Leuten messen, die das gleiche Talent hatten, oder eher: nicht das gleiche Talent, aber das gleiche spielerische Können. Auf Musikveranstaltungen aller Art ging sie gerne, sie liebte die Musik eben. Nicht nur Konzerte von ihren Lieblingsbands, auch bei manchen Musicals, klassischen Konzerten oder Talentwettbewerben war sie bereits gewesen. Musik verband Menschen. Auch wenn sie das nicht an der Musik schätzte, sondern einfach die Begeisterung des Großen und Ganzen war das, was sie an solche Orte zog. Auch wusste sie, das dieser spezielle Wettbewerb, von dem er sprach, sehr viele Vorraussetzungen voraussetzte. Man musste nicht nur spielen können, nein da ging es um mehr. Und wenn er bereits davon sprach, sie dort beweisen zu können und das sich dort herausstellen würde, was er konnte, dann war ihr auch klar, das er alle bisherigen Zusatzqualifikationen erfüllt haben musste. Sprich: Shin war mehr, als nur ein Tastenklimperer.
Vor lauter Gedanken, an den Wettbewerb, wurde sie erst aus diesen gerissen, als er zu spielen begann. Das Stück klang ausgezeichnet, wirklich schön und irgendwie schwenkten so einiges an Gefühlen mit.
Kaum verstummte sein Spiel, war auch bereits noch jemanden in den Raum getreten. Mizu bemerkte so was immer schnell, ausgezeichnete Augen, Ohren und ein gewisses Gefühl dafür.
Selbst das – fast – gekonnte Niesen, nahm sie war. In gewisser Weise war sie wie ein Luchs, lag immer unbewusst auf der Lauer und konnte, einfach alles in sich auf nehmen und wahrnehmen. Wüsste man es nicht besser, könnte man sie glatt in die Night Class stecken. [Auch bei ihrer Kraft xD].
Doch sie war nicht im Sturmmodus, sie war nur ein leichter Wind. Warum? Weil es im Moment nichts gab, worüber sie sich aufregen musste. Hikari störte sie genau genommen nicht, einfach weil der Musiksaal nicht ihr Hauptrückzugsrot war, da hatte sie an dieser Schule schon zwei andere gefunden, zu denen es sie immer zog.
Wirkte sie tatsächlich engelsgleich? Vom Äußerlichen – bis auf leichte Verrammungen - Wie sie beschrieben wurde, passte wohl sehr gut. Sie war groß, unendlich langes goldenes Haar, herausstechende blaue Kristallaugen und immer diese gewisse Aura, wie sie nur die Sturmgöttin – also Mizu – haben konnte. Das einzig komische war wohl die Kleidung, ein schönes weißes Gewand und strahlende Flügelchen und ja, sie wäre wohl ein Engel. Aber nein, sie war der Teufel persönlich, der Wolf im Lammfell, wenn man so wollte.
Doch verblasst wäre sie keinesfalls neben ihr. Ein Albinomädchen wie Hika es war, gab es nicht oft auf dieser Welt. Dieser Geneffekt machte sie zu etwas unglaublich besonderen, zwar leider auch sehr krankheitsanfällig, aber in erster Linie sehr interessanten Menschen. Rote Augen in einem blassen Gesicht umrahmt von Haar wie Schnee, das stach einfach aus der Maße heraus, das übertraf selbst eine blonde Halbjapanerin.
Für einen kurzen Moment musste Shiro an ihr ehemaliges Haustier denken, weil sie zu Hause für Katzen oder einen Hund keinen Platz gehabt hatten, hatte sie sich eine Ratte gehalten. Keine eklige, die Kanalratten ähnlich sah, nein nein, eine ganz besondere. Weil ihre Mutter immer gemeint habe, sie sei wohl schon etwas besonderes und ihr so auch den Kummer wegen des Erzeugers stets nahm, hatte sie eine Albinoratte bei sich auf nehmen dürfen. Sie symbolisierte quasi das Besondere, so wie es Mizu für ihre Mutter eben auch war. Herrje, wie sie dieses kleine Tierchen geliebt hatte. Leider war sie nach nicht einmal zwei Jahren gestorben und danach wollte sie kein neues Tierchen mehr. Yunīku* war sie damals getauft worden, naja wie soll man sagen, sie war für eine Siebenjährige eben nicht all zu kreativ gewesen. [Kurze Erinnerung von Ja-chan: Als Kind hatte ich einen schwarzen Hasen bekommen, eine Weile nach dem mein erster verstorben war, und kreativ wie ich war wollte ich sie Schwarzfuß oder Schwarzohr nennen xDD einfach weil ich darauf bestand, das ihre Fellfarbe im Namen vorkam...meine Mutter hatte zum Glück die Idee sie Blacky zu taufen. Erinnerung Ende.]
So schnell wie die Schülerin gekommen war, verschwand sie auch schon wieder. Auch Shin machte sich auf zum gehen.
Was auch immer gewesen sein musste, damit sich Hikari solche Gedanken machte, mit auf welchen Typ er wohl stand, konnte sie, wenn sie davon gewusst hätte, nicht verstehen.
An Liebe oder so etwas, war sie nicht interessiert. Liebe hieß, jemanden an sich ran zu lassen, alles für diese Person zu tun und zu geben, sich an sie zu binden, ihr blindlings vertrauen, sich ihr offenbaren und alles von ihr an zu nehmen. Es hieß, ein Stück Freiheit auf zu geben. Es bedeutete, in gewisser Weise auch ein Stück von sich hergeben zu müssen. Man musste aufpassen, was man wie sagte, was man wie tat, wie man mit anderen umging, um denjenigen nicht zu verletzten. Das wichtigste wohl jedoch war, man musste vertrauen. Und wie könnte sie jemanden vertrauen? Wie könnte sie sich jemanden voll kommen öffnen, wie hoch war die Wahrscheinlichkeit zu 100 % angenommen zu werden, wie sie eben war.
Liebe war etwas, das sie sich im Moment nicht vorstellen konnte, es war nichts, wovon sie glaubte, das es sie erfüllen und glücklich machen würde.
Komisch nicht? Die meisten Mädchen in ihrem Alter fiebern nur daraufhin endlich einen Freund zu haben, Händchen zu halten, knutschen, und noch vieles mehr und für sie spielte es keine Rolle.
Weder körperlich noch geistig. Wer weiß ob es das je täte...
Das jemand so schusselig und trottelig sein konnte und mit dem Rock in der Tür hängen blieb, gab es selten, aber das wäre wohl etwas so unnormales das es z.B. bei Nyoko auch schon wieder normal wäre und bei Hikari wohl auch.
Weil sich Shin ja bereits um sie kümmerte und ihr eine Erklärung abgab – ich verweise auf die Luchsähnlichkeit – stand sie lediglich erst mal auf und streckte sich.
Diese respektlose Barbie – guter Einwand, merkenswert – sprang von der Tribüne hinunter und bekam noch mit, das der Spieler sein Kabinett verlassen hatte. Die Albino, die immer noch zwischen Tür und Angel zu stehen schien, hatte sicher nicht ohne Grund den Musiksaal aufgesucht und weil es für Mizu sinnlos war, sich hier auf zu halten – schließlich spielte sie kein Instrument, sie hatte nur ihr Goldkelchen – schritt sie auf das Mädchen zu. Einfach mit ihrer typischen Miene, glanzlose Augen und ein bisschen düster schauend.
An der Türe und bei der Schülerin angekommen, blieb sie kurz stehen und schaute ihr eindringlich in die Augen.
„Tatsächlich Ähnlichkeiten mit Yuniku“, murmelte sie dann, zwar verständlich aber eher mehr wie einen laut ausgesprochenen Gedanken.
„Viel Spaß beim klimpern, scheinen hier ja viele zu mögen, so voll wie es immer ist“, sagte sie noch in ihrer normalen Stimmlage – ernst und doch etwas scherzend im Unterton.
Gestört hatte sie Shiro ja nicht, schließlich konnte man nur stören, wenn man der betreffenden Person sehr nahe ging. Witzigerweise musste sie den Saal grinsend verlassen, es amüsierte sie, das Hikari sie an ihre Ratte erinnert hatte. Das war ja kein schlechter Vergleich, die Ratte hatte sie gemocht und sie brachte nicht oft Menschen mit irgendwas in Verbindung. Im gleichen Moment, während sie an ihr vorbei ging, setzte sie ihre Kopfhörer auf und drehte einen ihrer Lieblingssongs von Three Days Grace volle pulle auf, wahrscheinlich konnte jetzt jedermann unfreiwillig mit hören.
Warum sie ebenfalls den Rückzug antrat?
Sie hatte sich vor wenigen Minuten etwas in den Kopf gesetzt und wollte das jetzt unbedingt ausprobieren und weil sie das, was sie brauchte um es um zu setzen in ihrem Zimmer hatte, war sie ebenfalls gegangen. Wie gesagt, die Norwegerin war wie der Wind, es hielt sie nie lange irgendwo und schon gar nicht, wenn es etwas gab, das sie unbedingt ausprobieren wollte, wenn es etwas gab, das sie reizte.
Mit dem gewohnten schnellen, festen Gang war sie auch schon im Eingangsbereich des Schulhauses verschwunden, voll kommen im Lied versunken, genau das, was sie jetzt brauchte.

*einzigartig

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BeitragThema: Re: Musikzimmer   Musikzimmer - Seite 3 Icon_minitimeSa 15 Feb 2014 - 3:38

Die roten Augen des Mädchens hatten die beiden beobachtet. Nun, man konnte ihr die Tatsache, dass sie die beiden für ein Pärchen hielt, nicht verübeln, nicht? Immerhin gingen sie sehr vertraut miteinander um, Shin gab ihr sogar eine Kostprobe von seinem Können. Natürlich dachte sie da, dass sie ein Paar seien! Vor allem Hikari, mit ihrer lebhaften Fantasie, tat das!
Hätte er die Weißhaarige spielen sehen, dann hätte er sie wohl vom Hocker geschubst und seine Schuhsohlen an ihr geputzt. Sie hatte Talent, keine Frage, allerdings hielt sie sich an keine Regeln. Das mochte vielleicht gut sein, ihren Klavierlehrer hatte dies aber häufig zur Weißglut gebracht.
„Diesen Akkord musst du mit diesen Fingern spielen“ hatte er gezischt und ihre Finger gestreckt. Er hätte sie genauso gut auf eine Streckbank spannen können – wäre auf dasselbe hinausgekommen. Die Kamikizu hatte diese Schmerzen schon erfolgreich verdrängt.
Ein Wettbewerb also. Daher spielte der junge Mann schon, kaum war er wieder an der Schule, am Klavier herum. Nachdenklich musterte sie ihre Finger. Nein. Für so etwas war sie nicht geschaffen. Dazu war sie zu… gewöhnlich.
Etwas schlecht fühlte sie sich dabei schon.
„Ich wollte sowieso gerade gehen“ ist die typische Ausrede für irgendetwas. Entweder wollte er tatsächlich gehen und brauchte nur eine Gelegenheit, ohne unhöflich zu wirken, oder Hikari hatte sie bei etwas… sehr sehr wichtigen gestört. Daher auch ihre rasche Flucht, die wohl etwas zu rasch war. Ihr Rock war davon nicht sonderlich begeistert gewesen, Hikaris Stolz ebenso wenig, als Shin ihr dabei half, ihren Fetzen, den sie – zum Glück noch – am Leibe trug, zu befreien.
„Ah, Danke…“, murmelte sie verlegen schmunzelnd und nahm das Fetzchen entgegen, wie ein Geschenk, das äußerst fragil war. Pha! Blödsinn, Hikari war fragil, in diesem Moment! Was sollte das? Warum ließen sie sich so einfach vertreiben und das obwohl man in einem Internat kaum Raum für Zweisamkeit fand! Diese Idioten, wie konnten sie diese Gelegenheit einfach so durch ihre Finger gleiten lassen, nur, weil sich ein weißes Häschen in ihre Richtung verirrt hatte?! Dementsprechend verdutzt war sie auch, als sie sah, dass der Schwarzhaarige tatsächlich ging.
„H-… Hey..!“ , rief sie ihm hinterher, als wollte sie ihm sagen, dass er etwas bestimmtes bei ihr vergessen hatte. Rasch merkte sie aber, dass es zwecklos war, eine eigensinnige Katze zu rufen und ließ seufzend die Schultern fallen und den Kopf hängen. Sie fühlte sich, als läge die Schuld auf ihren Schultern.
„Tatsächlich Ähnlichkeiten mit Yuniku“
„H-…!“ , zuckte sie unhöflich zurück, als sie vom blonden Engel überrascht wurde, der ihr durchdringend in die roten Augen sah. Vielleicht war es ja ihre Art, Freundschaften zu schließen? Sie sah ja nicht so aus, als wäre ihre Haarfarbe gefärbt, vielleicht war sie ja zum Teil Ausländerin? Dann war sie wohl auch nur zum Teil mit der japanischen Tradition der Höflichkeit und Privatsphäre vertraut?
„B-Bis später… oder so“ , hatte sie anschließend dem aufdringlichen Mädchen hinterhergemurmelt . Das letzte Mädchen, das ihr so nah gekommen war, hatte sie geküsst. Vermutlich lag ihr das immernoch schwer im Magen.
M-Mama!! Ich will nach hause, was ist nur los mit diesen Menschen?! , rief sie in ihren Gedanken um Hilfe und Privatsphäre.

Als sie merkte, dass sie nun endlich alleine im Saal war, musterte sie das Piano mit glänzenden Augen, als wäre es eine Person, deren Gunst sie unter allen Umständen gewinnen wollte. Mit einem sanften Hopser verdeutlichte sie den nicht anwesenden Personen, dass sie sich freute, nun endlich mit dem Klavier alleine sein zu können und ging darauf zu.
Hikari ließ sich auf den, noch warmen, Hocker fallen und musterte die Tasten lange. Sie sahen anders aus und fühlten sich auch anders an, als die ihres privaten Klaviers, doch das war schon okay.
Vorsichtig strich sie über die weißen Tasten und wunderte sich, womit sie denn zuerst beginnen sollte. So viele Stücke schwelgten in ihrem Kopf, welches wollte sie am ehesten spielen?
Für eine moderne Japanerin war diese Frage nicht schwer zu beantworten. Die meisten der Lieder, die sie spielen wollte, waren japanisch, eines davon westlich. Also entschied sie sich für das westliche.

Leise begann sie zu spielen, erst zaghaft, dann sicherer und selbstbewusster. Es war lediglich eine Aufwärmübung, doch warm genug, um ihr Herz schmelzen zu lassen.
Im Gegensatz zu ihrem Klavierspiel war ihre Stimme etwas zittrig und unsicher. Seltsamer Weise fehlte Ryou an ihrer Seite, der sie mit einem „Sing“ anspornen würde. Mit ihm hatte sie eines ihrer wenigen Duetts gespielt und musste feststellen, dass sie es gern getan hatte. Für gewöhnlich war sie eine Einzelkämpferin, doch damals wollte sie mit ihm spielen.
„… And I’ve captured you once
But I wasn’t quite right
So I’m telling you that
You’ll be safe with me“
, in einem, für japanische Verhältnisse, guten Englisch sang sie diese Zeilen und ließ ihre Stimme um ein paar Töne fallen, so, wie es der tatsächliche Sänger im Original tat. Hikari war keine Sängern, das lag auf der Hand. Dennoch schien sie es zu schaffen, mit ihrer Stimme zu berühren.
„Yes, I know I’m a wolf
And I’ve been known to bite”
, sang sie weiterhin leise, gefühlvoll und ehrlich, als sänge sie von sich selbst. Der Text erzählte von ihren inneren Schatten, die sich manchmal zeigten und dieser Text war es auch, der ihre Schatten beruhigte. Sie zähmte. Vorallem, da sie bemerkt hatte, dass es ihr schwer fiel, ihre Versprechen und Erwartungen, die andere in sie hatten, zu halten, brauchte sie dieses Lied, mehr als alles andere.
Ein Lied, das ihr unzählige Gefühle in die Brust zauberte, die sich in ihrem traurigen Gesicht widerspiegelten.
“So I’m telling you that
You’ll be safe with… me“
, hauchte sie und gab sich den sanften Klängen des Klavieres hin. Schon lange nicht mehr hatte sie dieses Lied gespielt, Hikari fragte sich, wie sie es ohne diesem ausgehalten hatte.
Schließlich konnte sie sich mit diesem Lied identifizieren. Einerseits war sie der Wolf, der sich über die Schärfe seiner Zähne manchmal gar nicht bewusst war.
Andererseits war sie der Hase, der weder ein noch aus wusste und dennoch versuchte, sein kleines Herz durch Mut zum rasen zu bringen.
Doch, das war nur menschlich, nicht wahr?
Sich in einer Melodie zu verlieren, die an Schneeflocken erinnerte, sanft auf den Zuhörer niederregnete und dazu in der Lage war, das innere Biest zu bändigen.
Denn, jeder hatte ein Biest, richtig?


EDIT:
Das Mädchen befand sich in einer Welt, die bloß eine höhere Macht, oder, in diesem Fall, die Schulglocke zerstören konnte. Sie horchte auf und lauschte er Ansage der Dame, das von einem leisen Rauschen begleitet wurde.
Unverzüglich stand sie langsam auf und strich den Rock zurecht. Das war es dann wohl für's Erste mit ihrer Ruhe gewesen.

===== >>> Flur
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