Während dem gesamten Weg schaute Moka nicht ein einziges Mal zu der Person herüber. Erst beim Stadtpark liess sie ihn los. Einige Minuten sagte niemand ein Wort. Der Wind wehte Mokas rosa Haar umher. Gerade heraus begann der junge Mann zu sprechen: Schon lange nicht mehr gesehen, Moka.
[ich wollte dich auch nie wieder sehen!]
"Was willst du hier?", Mokas Stimme zitterte leicht, aber sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
"Eine sehr nette Begrüssung, nach so vielen Jahren." In seiner Bemerkung hörte Moka den belustigten Unterton heraus. Wütend wendete sie sich um. "Kyo! Ich meine es Ernst! Was willst du hier?" Sie starrte direkt in das Gesicht des jungen Mannes. Er war einiges grösser als Moka. Seine kräftigen Oberarme zeichneten sich leicht durch sein graues, ausgewaschenes T-Shirt ab. Seine braunen Augen, seine leicht bräunliche Haut und sein pechschwarzes Haar, in all diesen Punkten sah er genau so aus wie seine Schwester, Aisha. Bei seinem Anblick wich das Mädchen ein klein wenig zurück, auch wenn so viele Jahren vorübergegangen waren, Aisha und auch Kyo hätte sie immer wieder erkannt.
Beinahe flehend wiederholte Moka ihre Frage: "Wieso bist du hier?"
Endlich begann Kyo seine Lippen zu bewegen: "Du hast dich verändert, du bist nicht mehr das kleine, verspielte, unschuldige Mädchen, oder Moka?"
Verwirrt schaute sie ihn an, sein Satz ergab keinen Sinn. Weshalb liess er sie nicht in Ruhe, so wie sie ihn vor 6 Jahren gefragt hatte. Wieso brachte er die Vergangenheit immer wieder zu ihr zurück. Die Vampirin atmete tief ein, eh sie antwortete: "Diesen Satz sagst du mir immer wieder! Wieso verfolgst du mich? Oder willst du mir weiss machen es sei Zufall, dass du ständig in den gleichen Städten herumlungerst wie ich?"
Er schien ein Weile zu überlegen, bevor er nur sanft erwiderte: "Kann schon sein."
Zornig fuhr Moka ihn an: "Hör endlich auf mit den Spielchen und sag mir was du willst!"
"Ich will mein Schwester, die du mir genommen hast!"
"Was redest du da? Aisha ist doch in Osaka!"
"Ihr Körper ist vielleicht dort, aber ihre Seele ist mit dir verschwunden! Seit jenem Tag ist meine Schwester nur noch eine leblose Puppe! Zwar verhält sie sich normal, aber doch geht sie keine einzige Freundschaft ein. Ausserdem hat sie vor 2 Jahren begonnen diesen grässlichen Bilder zu zeichnen!" Ohne ein weiteres Wort zog er eine verknitterte Zeichnung aus seiner Hosentasche. Vorsichtig nahm Moka das Bild entgegen. Sie sah überall Blut und inmitten dieses Schlachtfeldes ein hilfloses kleines Mädchen hinter einem Baum, aber da war noch was, eine düstere Gestalt, mit rosa Haaren, welche das Mädchen gierig begutachteten. Erschrocken darüber liess Moka diese Geschmiere fallen.
"Kommt dir diese Szene bekannt vor? Siehst du jetzt was du meiner Schwester angetan hast? Sosehr du auch alle anderen belügen magst, ich falle auf dein Engelgesicht nicht herein. Ich weiss was vor 6 Jahren passiert ist! Du kannst mich nicht mehr hinters Licht führen Moka, oder sollte ich lieber sagen Demi? Komplett erschrocken starrte Moka Kyo an. Ihre Augen füllten sich leicht mit Tränen. "Es tut mir Leid Kyo, ich wollte Aisha nie etwas böses antun...", stotterte sie. Grob packte er das Mädchen am Oberarm und zog sie immer näher an sich heran.
Du wirst mir meine Schwester zurück bringen!
"Aber ich weiss nicht wie.. ich kann die Vergangenheit nicht ändern."
Die Vergangenheit vielleicht nicht... ich will dass du... meine Schwester zu einer deines Gleichen machst, dann hat ihre Qual endlich ein Ende!" Entsetzt schaute sie ihn an, hatte sie soeben richtig verstanden? Unsicher hakte sie nach: "Wie bitte?"
"Du hast mich schon verstanden!" Seine Stimme war klar und deutlich. Eingeschüchtert flüsterte Moka: "Ich kann dass nicht... ich weiss nicht wie ich dass anstellen sollte!"
Einen Moment lang schien Kyosuke verwirrt, doch er fing sich rasch wieder: " Dann lass dir etwas einfallen! Du hast zwei Monate Zeit, spätestens dann verliert meine Schwester ihren Verstand vollständig!"
Erschrocken sah Moka ihn an, das konnte doch nicht möglich sein! Sein Griff wurde ein weniger sanfter, aber seine Miene verhärtete sich: "Wenn du jemandem von dem erzählst, werden alle von deinem zweiten Gesicht erfahren. Es ist also besser wenn du die Klappe hältst!" Schnell nickte Moka.
"Dann wäre das jetzt geklärt... ich warte acht Wochen auf dich." Bei diesen Worten schob er ihr seine Handynummer zu.
"Gut, dann sollten wir deine Freundin mal nicht warten lassen. Und vergiess nicht, es ist besser wenn niemand was von dem hier erfährt!"
Ohne auf ihre Antwort zu warten drehte ihr der Mann den Rücken zu. Langsam trottete Moka hinter ihm in Richtung Eisdiele.
---> Eisdiele