Schwimmhalle

[First Post²]

Nyoko hatte die Ferien, wie sonst auch, hier auf der Cross Academy verbracht. Nach hause zu fahren brauchte sie nicht, dort würde sich Niemand freuen, vorrausgesetzt es wäre überhaupt jemand zu Hause gewesen.
So hatte sie, als eine von wenigen Schülerinnen die ganzen schönen Ferien lang, hier ihr Unwesen getrieben. Das war allerdings nicht sonderlich schlimm für sie gewesen. Im Gegenteil.
Die Rothaarige hatte viel Zeit im Musiksaal verbracht, dort Klavier gespielt und gesungen. Schließlich war kaum jemand da gewesen, der sie dabei stören hätte können. Wenn die Musik alleine ihr nicht mehr gereicht hatte, so hatte Nyo ihr Basketballspiel ausgebessert und trainiert. Wenn Kaito hier wieder auftauchen würde, musste sie ihm ja weiterhin eine würdige Gegnerin sein. Ihm Kontra geben können, wenn er doch schon größer war als sie, musste sie eben auf Technik und Geschick setzen.
Abgesehen vom Training, hatte sie auch einige ihrer neuen Bücher und Mangas gelesen, selbst geschrieben oder in der Stadt dies und das eingekauft.
Irgendwie war es dann doch fast alleine auf dem Internat, eher langweilig gewesen. Ihr hatte die Nähe zu ihren Freunden gefehlt, Menschen mit denen sie viel reden und lachen konnte.
Man könnte wohl meinen, irgendwann gewöhnt man sich an die einsamen Stunden, doch das war nicht der Fall.
Yoshiko fehlte ihr sehr, denn wie es aussah würde ihre beste Freundin, ihre Muffinwerferin fürs erste nicht zurück kommen. Wann ihr bester Freund von zu Hause zurück käme, war auch fraglich, denn nicht alle kamen pünktlich zum ersten Schultag nach den Ferien zurück, manche auch erst einige Tage später, natürlich nur mit Erlaubnis des Rektors.
Bei Daichi wusste sie auch nicht ob er wieder kommen würde. Ironischerweise schienen sie die Menschen, die ihr doch so wichtig waren, aus den Händen zu gleiten und sie zu verlassen. Lag das überhaupt an ihr oder war das nur an den Haaren vorbei gezogen? Doch egal, was der Grund war, es stimmte sie traurig.
Immerhin fiel es ihr dann doch nicht extremst leicht, Leute an sich ran zu lassen und Freundschaften zu knüpfen. Wenn diese dann wieder gingen, kaum waren sie zu einem wichtigen Part in ihrer kleinen Welt geworden, ja dann durfte sie das durchaus auch traurig machen.
Weil sie es vielleicht sogar nicht ertragen hatte, heute die ganzen Ankömmlinge zu sehen, die sich sofort wieder in ihren Grüppchen einfinden würden und sich von ihren wunderschönen Ferien erzählten, hatte sich die Rothaarige in die Schwimmhalle zurück gezogen.
Welcher andere Schüler dieses Internats wäre wohl so verrückt um so eine Uhrzeit hier auf zu tauchen? Richtig, wahrscheinlich Niemand. Im Musiksaal hingegen war es ihr schon oft passiert, das andere Schüler zu jeglicher Tageszeit ebenfalls dort aufgetaucht waren und so hatte sie sich eben einen Ort ausgesucht, bei dem sie erst mal Keinem begegnen würde.
In ihrem schwarzen Bikini konnte sie sich definitiv sehen lassen, auch wenn sie sich dem selbst natürlich nicht bewusst war. Weibliche Reize, davon verstand sie im Grunde nichts, auch wenn sie über solche Dinge eigentlich oft genug in Büchern las.
Die rote Mähne sah im Wasser, wenn sie sich bewegte aus wie fließende Farbe. Wenn man sich ein bisschen bei Disney auskannte, erinnerte sie einen jetzt im Moment vielleicht sogar an Ariel.
Nyoko tauchte, schwamm Bahnen oder ließ sich auf dem Rücken treiben. Einfach ein bisschen die Zeit umgeben vom Wasser genießend. Im Wasser fühlte man sich frei, jede Bewegung fiel einem leicht, man wurde getragen und konnte einfach ein bisschen mit dem kalten Nass verschmelzen.
Würden ihre Freunde auch wieder kommen? Das wünschte sich das Mädchen zumindest sehr. Ohne Kaito, mit dem sie sich messen und necken konnte, würde es sehr seltsam werden, schließlich war er ihr bester Freund. Ohne Daichi, den sie immer besser kennen gelernt hatte und mit dem sie wundervolle Momente, vor allem am Klavier teilen durfte, würde ebenfalls etwas wichtiges fehlen. Und ohne ihre kleine Verrückte, ja, da war die Welt einfach wesentlich trister und langweiliger. Und wenn man schon von einer Kaeru sprach, was war eigentlich mit Takeshi?

Sie lag noch gemütlich auf dem Rücken, als eine Durchsage durch die Lautsprecher drang. Wahrlich, es schienen überall solche befestigt zu sein und das laute, nervige läuten hatte man nicht überhören können. Das es schon so spät geworden war, war Nikushimi gar nicht aufgefallen gewesen. Sie musste hier im Wasser jetzt wirklich schon ein paar Stunden verbracht haben.
Noch ein mal untergetaucht, zog sie sich dann am Beckenrand hoch und aus dem Wasser heraus. Hachja...die jungen Männer dieser Schule, verpassten einen herrlichen Anblick.
Die Rothaarige ging in den Dusch-und Umkleidebereich der Mädchen und duschte sich ab. Der Chlorgeruch, war eben einfach keine feine Sache. Auch wenn es seinen Sinn hatte, das er beigemischt wurde. Das Haar wurde mit nach Erdbeeren duftenden Shampoo gewaschen und die Bodylotion roch nach Vanille.
Ob die Anderen schon auf dem Weg sind?, dachte sie bei sich. Soll ich noch mal ins Wohnhaus oder direkt zum Theatersaal?
Während sie sich darüber noch Gedanken machte, stellte sie fest, das sie lediglich ein kleines Handtuch in ihrer Tasche gepackt hatte. So was war wohl wieder typisch für sie. Schlimmer hätte es nur werden können, hätte sie gar keines dabei gehabt.
Nachdem es ihr dann gelungen war sich mit dem viel zu kleinen Handtuch ab zu trocknen und auch ihre Haare schon mal grob zu trocknen, föhnte sie sich diese. Nur oberflächlich, weil sie sonst viel zu lange bräuchte. Bei der Haarlänge half auch ein Turboföhn nicht viel. Wenigstens Kopfansatz, Pony und ein paar einzelne Strähnen waren dann bereits getrocknet. Erkälten würde sie sich also nicht, hoffentlich.
Als dann also Körper und Haare einigermaßen vom kalten Nass befreit worden waren, begann sie sich an zu ziehen.
Im Grunde nichts besonders aufregendes, eine weiße, kurzärmlige Bluse, die einen schönen V-Ausschnitt hatte und einen schlichten Kragen. Der Schnitt sorgte dafür, das ihre Figur perfekt umspielt und betont wurde. Dazu trug sie einen kurzen, schwarzen Lederimitatrock und darunter eine dünne, hautfarbene Feinstrumpfhose. Das Outfit wurde mit einfachen, aber peppig geschnittenen Boots kombiniert. Eigentlich doch schon eher sexy. Wenn man Fantasie hat, könnte man sie sich als Lehrerin vorstellen, die einen Strafaufgaben verpasste.
Nyoko war zwar grundsätzlich immer noch die Alte, aber ein bisschen hatte sie sich dann doch verändert. Ein bisschen erwachsener war ihr Style geworden, sie ging gezielter shoppen und verstand nun langsam, welche Kleidung ihr stand und welche nicht. Auch charakterlich war sie ein bisschen reifer und erwachsener geworden, auch wenn sie wohl dennoch in entscheidenden Momenten ihre Naivität nicht los werden würde. Dusselig, tollpatschig, treudoof, naiv und in gewissen Situation sehr langsam von Verarbeitung und Reaktion, würde sie wohl immer bleiben. Warum sollte es ihr denn auch besser gehen als Ja-chan?
Da ihre langen Haare ja doch noch nass waren, band sie sich diese zu einem Zopf zusammen.
Den feuchten schwarzen Bikini leicht ins Handtuch gewickelt, schnappte sie sich ihre Tasche und verließ die Schwimmhalle.
Nachschminken brauchte sie sich nicht. Heute morgen war Nyo – ausnahmsweise mal – sehr mitdenkend gewesen und hatte sich gleich wasserfeste Wimperntusche und auch wischfesten Kajal ran gemacht. Mit sonderlich mehr, schminkte sie sich in der Regel ja auch nicht, außer zu großen Feierlichkeiten oder wenn ihr zwischen durch mal danach war. Im Normalfall jedoch, war sie bei solchen Dingen recht unkompliziert und ihre sportliche Ader drang durch. Es musste zweckmäßig sein und durfte nicht stören, aufgeklebte Wimpern, Gelnägel oder so ein Rotz, nein das war einfach nichts für die Rothaarige.

--> Campus