[First Post]
Es war ja nicht so, als wäre er diesen Schmerz nicht schon längst gewöhnt. Als kenne er ihn nicht in- und auswendig.
Dazu hatte Seiichi viel zu viele Schlägereien hinter sich, als dass er diesen Schmerz jemals wieder vergessen könnte.
Der Blonde fühlte das Pochen in seiner Lippe, die bis vor ein paar Minuten von der heißen Schulärztin mit Desinfektionsmittel versorgt worden war. Er fühlte das Pochen in seinem linken Auge, dass sie ordentlich verbunden hatte, weil die Platzwunde nicht aufhören wollte, zu bluten.
Die Prellungen an seiner Schulter und Rippen fühlte er deutlich, dennoch war er froh, dass er gerade noch so dem Krankenhaus entkommen war. Wenn er auch noch Schulstunden versäumen würde wegen dieser Schlägerei würde er sich dafür hassen.
Weniger, weil er es nicht schaffen würde, den Stoff nachzuholen, sondern weil er seinem Vater nicht noch mehr Sorgen bereiten wollte.
Seufzend lehnte er sich langsam in das Sofa zurück und legte die Beine auf den kleinen Couchtisch.
Seiichi fühlte, wie sich seine Muskeln entspannten. Es schmerzte anfangs, doch nach einer kleinen Weile wünschte er sich, für immer so bleiben zu können.
"Ahhh... fuck...", er kniff sein heiles Auge etwas zusammen als er den stechenden Schmerz in seiner Lippe fühlte.
Nicht einmal noch reden konnte er.
Jemand wie er sollte nicht still auf einem Sofa sitzen müssen.
Er sollte sich die Zeit damit vertreiben, andere nervlich fertig zu machen. Oder irgendwo Sex zu haben.
Das war es, das er dachte und in irgendeine Situation von diesen beiden wünschte er sich in jenem Moment.
Alles wäre besser, als dieses Gefühl.
Aber gut. Er hatte es sich ja selbst eingebrockt.
Seiichi ließ seinen Kopf auf der Kopflehne etwas zur Seite rollen und sah aus dem Fenster. Es dämmerte langsam, bald würde die Sperrstunde ihn daran hindern, sein Zimmer zu verlassen.
Ist das scheiß langweilig..., nein, er war nicht begeistert.
Als ihm der Gedanke in den Kopf schoss, dass er auch noch nachsitzen musste, entkam ein genervtes Stöhnen aus seiner Kehle.
Nur zu gerne hätte er diesen Tisch in eine Ecke gekickt, vor Wut über die Situation und sich selbst.
Aber dadurch hätte er sich wohl noch mehr verletzt, also beschloss er, wie ein braver Junge ruhig zu sitzen, bis ihm danach war, sich bettfertig zu machen.
Das war das Einzige, das er tun konnte.
Als er merkte, dass noch etwas Blut von seiner Unterlippe in seinen Mund floss, kramte er das Taschentuch, das man ihm gegeben hatte, aus seiner Hosentasche und strich vorsichtig über die aufgeplatzte Haut.
Wenn Menschen nur so sanft und nützlich sein würden, wie Taschentücher, dann wäre sein Leben um einiges einfacher.