Mizu Shiro Kasai ~♥

Mizu Shiro Kasai "Memories"

Hon ~ Ein Freund wie er im Buche steht

Dank Minoru hatte sie also endlich wieder gelernt, das es sich lohnen konnte, Menschen zu vertrauen. Ihr Stiefvater war immer für sie und ihre Mutter da gewesen. Er hielt sie in der Pupertät aus und konnte ihr Grenzen aufzeigen, liebte sie wie sein eigenes Kind.
Kein Wunder also, das sie die Fröhlichkeit und offene Art von ihren Eltern nun auch in der Schule zeigen konnte. Denn aus dem ruhigen, aber immerhin fröhlichen Mädchen, wurde schnell eine viellachende, offene und aufgeweckte Schülerin, die im Nu viele Freunde um sich hatte. Wie jedes andere normale Mädchen mit elf hatte sie auch bald eine beste Freundin gefunden Airashi, die sie liebevoll Ai-chan nannte, weil sie sich wirklich lieb hatte.
Drei Jahre lang konnten sie miteinander lachen, hatten viel Freizeit zusammen gebracht und AI (14 J.) hatte Mizu dabei unterstützt ihren Schwarm für sich zu gewinnen. HON (15 J.) war der süßeste Junge ihrer Klasse, zumindest war es für das junge Mädchen so gewesen. Und mit fast 14 Jahren war es doch auch endlich an der Zeit für die erste große Liebe. Glücklicherweise schien Hon auch sehr interessiert an ihr zu sein, also wurden sie ein Paar. Jedoch war sie ja noch etwas schüchtern, keine typische Jugendliche und so bestand darauf sich mit allem Zeit zu lassen. Händchen halten war doch auch ein guter Anfang, dabei bestärkte sie ihre braunhaarige Freundin mit den Mandelaugen, die lila schimmerten.
Die zwei frisch Verliebten gingen fast zwei Monate miteinander, als der Autounfall geschah.
Natürlich hatte auch er sie enttäuscht, Hon hatte sie nicht ein einziges Mal besucht. Das hattes sie oft genug die Krankenschwestern gefragt, ob jemand zu ihr gekommen wäre. Die Antwort war immer nur, das ihre Eltern sie besucht hatten. Vielleicht war ja ihm oder Ai etwas zugestoßen, auch wenn sie sich das nicht vorstellen konnte. Doch die Hoffnung starb zuletzt, auch wenn sie in dieser Zeit ihren Freund und ihre Freundin hätte brauchen können.
Nach den knapp drei Monaten konnte sie ohne Krücken wieder zur Schule gehen. Ahnungslos von dem, was sich alles verändert hatte, so wie sie sich auch verändert hatte. Denn auf all ihre sogenannten Freunde hatte sie so oder so keine Lust mehr, doch es kam ja noch viel schlimmer.
In der Zwischenzeit hatte sich AIRASHidie Haare heller gefärbt und kurz geschnitten – ähnlich wie SHIROes seit einem halben Jahr trug – und sich erfolgreich an Hon ran gemacht. Obwohl sie eigentlich die Schüchterne der Beiden war, hatte sie dem Klassenschwarm schnell ran gelassen und sich so zur Freundin hoch geschlafen gemausert.
Enttäuschung auf Enttäuschung folgte und in ihrem Herzen verdunkelte es sich.
Zwei Tage später erklärte der Braunhaarige es ihr, sie waren im Hinterhof der Schule.
„Weißt du Mizu...versteh es nicht falsch. Aber du warst mir einfach zu langweilig, wir sind doch auch echt lange zusammen gewesen und so und du wolltest mich ja nicht mal küssen, dann warst du auch noch so lange weg und in der Zeit ist es eben einfach passiert“, erklärte er wie selbstverständlich und lächelte aufmunternd. Achso war das also, ja dann Friede, Freude, Eierkuchen. Nein, sie hatte ja nicht einen drifteigen Grund für ihr Fehlen gehabt, nein natürlich nicht. Immerhin hatte sie ja freiwillig diesen Unfall gehabt, sie war ja nicht aus irgendwelchen wichtigen Beweggründen nicht in der Schule gewesen, nein. Und ja klar wenn die Freundin ja einfach so wegen nichts, nicht da war, ja da konnte man sich ja schnell in jemanden verlieben der für einen da war, is klar, natürlich!
„Also ich hoffe du nimmst das cool, ich meine hey, bei uns wär doch nie was ernstes gelaufen und eigentlich hab ich auch nur ja gesagt, weil ich mal gucken wollte wie weit ich bei dir komme“, plauderte das Buch offen weiter. „Weißt du Ai, sie ist einfach so anders. Sie kann so heiß sein“, fast schon prahlend. Prahlend wie man nur von einer Nute sprechen konnte. „Aber ich denke, das sollte nicht zwischen uns stehen. Lass uns Freunde bleiben ja?“, schlug er ihr vor, reichte ihr die Hand mit einem breiten Grinsen. Mizus finstere Miene erhellte sich und ihre Augen funkelten, Hon sah sich am Ziel seines Geredes.
„Also Hon...ich hoffe das wird zwischen uns stehen!“, sagte sie seelenruhig und schlug ihm mit der Faust so fest auf die Nase wie sie konnte. Der Junge fiel blutend zu Boden. Wahrscheinlich ein direkter Bruch, denn er heulte und fluchte. Für eine frischentlassene Patienten, hatte sie dennoch ganz schön Booms in den Knochen. Ihre Hand schmerzte auch und Schüler begannen sich um sie herum zu versammeln, doch das war es, sie konnte mit ihm abschließen. Was hatte sie an diesem Schwachmatten eigentlich jemals gefunden? Nichts, das wurde ihr klar. Ihr Klassenlehrer war bereits dabei durch die Schülermaße hindurch zu kommen. Bevor er sie erreichte, lächelte sie nur matt und fragte an Hon gerichtet: „Weißt du, ich hoffe du nimmst das cool!“
Die Folge erst einmal weitere Tage zu Hause, glatter Schulausschluss und doch, das Leben ging weiter und jetzt erst recht. Nie wieder kurzes Haar, nie wieder Freunde und vor allem nie wieder Liebe. Sicherlich war das zwischen ihnen keine gewesen, aber sie hatte es anfänglich dafür gehalten. Diese Eindrücke, hielt sie eben für Liebe, also wollte sie so etwas nie wieder. Sollten die Zwei doch glücklich werden und an sich rumblasen und mit sich rumvögeln bis ihre – eh nicht vorhandenen – Gehirne rausquirlten.

>>Früher hätte ich mich für dich aufgegeben,
heute würde ich nicht mal mehr in deine Richtung kotzen.<<

Mizu Shiro Kasai, ein Mädchen von jungen elf Jahren, in einer neuen Kleinstadt nahe Tokyos, weit genug weg von ihrem Erzeuger, der ihren Aufenthaltsort nicht kennt. Wobei das nichts zur Sache täte, weil er sich ohne hin nie gemeldet hatte.
Jedenfalls hatte sie sich gut eingewöhnt, sowohl an die neue Heimat als auch in die neue Schule. Dort war es ja auch ganz schön, mit einer besten Freundin und allgemein tollen Leuten in der Klasse, kein Wunder das die nächsten zwei Jahre wie im Flug vergingen.
Mit einer Familie an ihrer Seite und Freunde, auf deren Unterstützung sie zählen konnte.

Im Frühling, als sie dreizehn Jahre alt war.
„Mi-chan ♥“, wurde sie freudig begrüßt, umarmt und geknuddelt. „Wie ich mich auf heute freue“, selbst bei der Aussage ließ ihre Freundin nicht von ihr ab. Das war schön, weil sie die Umarmung genauso erwiderte und sich an sie drückte. „Ich mich doch auch!“ „Wir werden jede Menge Spaß haben!“ „Das ist bei uns doch vorprogrammiert!“ „Ja, wir Zwei sind eben wie Pech und Schwefel.“ „Wir sind eben verrückt.“ „Sonst wäre es doch langweilig!“
Mizu und Airashi gingen Hand in Hand zu der Karaokebar, in der sie mit einigen anderen aus der Klasse verabredet waren, auch wenn sie viel zu früh dran waren, aber lieber zu früh, als zu spät.
Die Braunhaarige stupste ihrer Freundin in die Seite und lächelte frech: „Na, schon nervös?“ "Wa-warum denn nervös?“ „Ehm...ich werf mal ganz nebenbei den Namen Hon ein.“ „Nervös bin ich nicht, ich meine er ist doch einfach nur ein netter Junge, der in unsere Klasse geht.“ „Mir kannst du doch nichts vormachen, deine Blicke entgehen mir nicht.“ „Ist es so offensichtlich, das er mir gefällt?“ „Nein das nicht, aber hör mal, ich bin deine beste Freundin, da ist es doch meine Pflicht über so etwas Bescheid zu wissen!“ „Ja, du bist meine Beste und ja...er ist sehr süß und ich glaube ich habe mich in ihn verliebt“, meinte die Blondine ehrlich und ein leichter Schleier von Rose legte sich über ihre Wangen. Das andere Mädchen umarmte sie aufmunternd und freudig und strahlte über beide Ohren. „Ihr würdet super zusammen passen, bleib also ja am Ball!“, ein ernst liebevoll und ernstgemeinter Rat. Ai unterstützte ihre Freundin eben wo sie konnte, die Blondine hatte doch ein Recht auf einen Freund, so mal sie wohl mit Abstand die Süßeste und Rücksichtsvollste aus der ganzen Klasse war. Perfekt für den beliebten Sunnyboy Hon. Außerdem wusste sie vom hören sagen her, das ihm helle Haare sehr gefielen und Mädchen die etwas schüchtern, aber dennoch fröhlich waren und das war sie doch, die liebe Shiori. „Meinst du? Ich weiß nicht so recht, es ist ja auch noch ganz frisch, aber er ist immer sehr freundlich und witzig und das gefällt mir eben.“ „Das weiß ich doch und Hon wird sicher auch dein Potential erkennen, es gibt keine bessere Wahl als dich, ganz ehrlich.“ Beide grinsten und kicherten, malten sich Szenarios wie eine Hochzeit, die Namenswahl, das Haus und anderen Blödsinn aus. Das, was in ihrem Alter doch irgendwie normal war. Man träumte von der Zukunft und von dem Dasein als Mutter und Ehefrau. Lange konnten sie gar nicht mehr rum spinnen, weil die anderen Mitschüler eingetroffen waren.
Der Karaokeaufenthalt hatte eine menge Spaß mit sich gebracht, sie hatten viel gelacht, gesungen und herum gealbert. Airashi hatte eine menge Gelegenheiten arrangiert, um ein bisschen Zweisamkeit zu schaffen. Sei es das die beiden ein Duett hatten singen sollen, zusammen Getränke holen oder einfach nur beieinander saßen. Eine wahrlich gute Freundin, die es unauffällig und geschickt einfädelte, denn es bekam keiner mit. Immerhin war sie in der Gruppe sehr ruhig und eher schüchtern, nur an der Seite ihrer Mizu blühte sie richtig auf und konnte frech sein. Das kennen wir doch alle, von unserer besten Freundin, sie entlockte uns Seiten, die eben nicht jedem vergönnt waren.

Selbstverständlich blieb es nicht bei einem Gruppentreffen, die Klassengemeinschaft war ziemlich standfest und einige unternahmen privat sehr viel zusammen.
Auch die zurückhaltende Ai blieb nicht lange von den Frühlingsgefühlen verschont und verliebte sich in Roy. Roy war einer der sportlichen, ruhigen Typen, die dennoch sehr beliebt waren. Er war öfters mit zu den Treffen gekommen und dabei hatte sie sich in ihn verliebt, bald hatte sie den Mut gehabt und ihm von ihren Gefühlen erzählt, er lehnte jedoch ab, was uns zum jetzigen Gespräch führt.
Die zwei besten Freundinnen hatten sich in Mizus Zimmer zurück gezogen, traurige Musik aufgelegt und sich im Bett aneinander gekuschelt. Der Korb war noch keine Stunde alt und die ganze Zeit saßen sie hier zusammen und heulten. Ja, denn wahre Freunde weinten, wenn dem anderen Leid zugestoßen und die Seele verletzt worden war. „Mi...wieso? Wieso fühlt er denn nichts für mich?“ Tröstend hatte sie immer noch den Arm um sie gelegt um mit diesem zart über den Rücken zu streicheln, zu zeigen, das sie für sie da war und ihr Trost spenden wollte. „Ich weiß es nichts...wir können die Gefühle der Personen leider nicht beeinflussen, auch wenn es oft so viel einfacher wäre...“ „Das weiß ich, aber es tut so weh, er hat mir noch nicht mal einen Grund genannt, sondern einfach nur das es ihm leid täte, er aber kein Interesse hätte.“ „Es tut weh, das ist verständlich...so mal er ja immer mit dir geredet hat und dir Dinge erklärt hat, ich weiß es nicht, du hättest es verdient gehabt!“ „Es ist so unfair...er findet mich bestimmt nicht hübsch genug oder er ist in eine andere verliebt...aber wieso bin ich ihm denn nicht gut genug? Bin ich so schrechlich?“ „Pschht...du bist nicht schrecklich, du bist wundervoll! Ganz ehrlich, du bist ein wirklich hübsches Mädchen und das sage ich nicht einfach nur so, außerdem bist du so hilfsbereit und freundlich und fröhlich, es gibt nichts an dir, was man nicht mögen könnte!“ „Das sagst du nur, weil du meine beste Freundin bist und willst das ich mich besser fühle...“, ein versuchtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Die Wärme und Geborgenheit, die Shiro ausstrahlen konnte, erwärmte ihr Herz und nahm einen kleinen Teil des Kummers. „Nein! Nein, nein...das sage ich doch nicht, nur weil ich deine beste Freundin bin, ganz ehrlich, wäre würde ich auch nur ansatzweise auf Frauen stehen, du wärst mit Abstand meine Nummer 1!“ Prompt konnte sich die Brünette ein Lachen nicht verkneifen und schlug ihre Freundin leicht mit einem Kissen. „Du bist doch blöd! Du redest immer so einen Stuss und ganz ehrlich, dafür hab ich dich so sehr lieb. Du bist immer für mich da, ich weiß echt nicht womit ich dich verdient habe. Bitte, bleib immer bei mir, ohne dich bin ich verloren“, aus der anfänglichen Neckerei wurde ernst und sie schaute in die blauen Augen ihr gegenüber. Eine überschwängliche Umarmung der Angesprochenen war die erste Folge und während sie sich umarmten, begann sie zu antworten: "Ai-chan, hör mir gut zu ja?“ Ein verweintes Nicken war die stumme Antwort. „Du bist meine beste Freundin! Niemals, wirklich niemals werde ich dich im Stich lassen oder von deiner Seite weichen. Nichts und niemand kann uns trennen, wir gehören einfach zusammen. Wir sind wie eine Seele in zwei Körpern! Du bist mir so unbeschreiblich wichtig und ich habe dich unendlich lieb. Auch ich weiß nicht, womit ich so einen herzensguten Menschen wie dich verdient habe und ganz ehrlich, ich würde alles auf dieser Welt für dich hergeben, nur um dich immer Lächeln zu sehen. Das verspreche ich dir!“ Worte voller Ehrlichkeit, Worte puren Ernstes, Worte aufrichtiger Freundschaft.
Nun wurde sie so viel fester an sich gedrückt und Airashi konnte sich weitere Tränen nicht verkneifen. „D-du bist so unglaublich, ich danke dir Mi-chan, für alles!“ „Bedank dich doch nicht du Dummchen, ich werde mich erst dann von dir abwenden, wenn es dein ausdrücklicher Wunsch ist“- bevor sie weiter reden könnte, wurde sie mit einem strengen Blick bestraft und dann in die Wange gekniffen. „Und du weißt doch wohl hoffentlich, dass das niemals der Fall sein wird. Nichts kann uns trennen, niemals werde ich dich von mir entfernen wollen oder dich verletzen.“ „Das weiß ich doch!“Langsam trockneten die Tränen und die zwei Freundinnen schliefen eng aneinander gekuschelt ein, mit der Gewissheit, für immer zusammen zu sein, mit so einem ehrlichen Gefühl, ließ es sich eben sicher schlafen...

An einem dunklen Sommerabend, suchte das Schicksal Mizu Shiro Kasai heim und es zeigte keine Scheu, zeigte keine Güte. Ein schwerer Autounfall. Koma. Verletzungen. Innere Blutungen und Brüche. Einsamkeit und Schwärze. Eine unvergessliche, schreckliche Zeit für die zarte Seele einer 14 Jährigen...der Tag, der alles veränderte! Ein Moment, der alles was war zu zerstören vermochte.

Weinend war sie aufgewacht, mit Schmerzen. Schmerzen an jeder Stelle, jedem Muskel, jedem Knochen. Dabei stand sie unter starken Schmerzmitteln und war noch ganz benommen von dem Koma. Die Ärzte hatten fast schon die Befürchtung gehabt, das sie es nicht mehr ins hier und jetzt schaffen würde, umso größer war die Freude und die weiteren Bemühungen.
Ihre Eltern hatten geweint, so viel geweint und dann hatten sie als Familie geweint, Minuten lang, Stunden lang...ihr wurde alles erklärt und vom Unfall erzählt, an Bruchteile erinnerte sie sich und es war wie ein Wunder, aber sie hatte keine Gehirnerschütterung erlitten. Doch der restliche Körper hatte furchtbar gelitten, sie war so einbandagiert, das sie fast einer Mumie gleichkam.
Nach ein paar Tagen, fiel das sprechen leichter und die Schmerzmittel waren hoch genug eingestellt, sie hatte nach ihrer besten Freundin gefragt, die sicher vor Kummer und Tränen zerbrach. Maren hatte jedoch keine guten Neuigkeiten, sie hatte bei Airashi angerufen und ja, sie hatte geweint, sich aber nicht mehr gemeldet oder währen der ganzen Tage nachgefragt. Es war wie ein in Gift gedrängter Dolch, der sie mitten ins Herz traf um dort seine Wirkung zu entfalten. Genau dort, wo es sich langsam überallhin verbreiten konnte. Die Pumpe, die das vergiftete Blut verbreitete und jede Faser damit stählte und tränkte. Bis alles vergiftet war, um dann zu verenden. Ja, so fühlte es sich an, so fühlte es sich an, von dem wohl wichtigsten Menschen, neben der Familie, so im Stich gelassen worden zu sein.
In den ersten Tagen des Wach seins, hatte sie versucht sich an den Gedanken zu klammern, das sie zu verletzt war, beschäftigt oder ihr vielleicht selbst etwas zugestoßen war, bis sie schmerzlichst erkannte, das ihre geliebte Ai-chan sie im schwersten Moment ihres Lebens alleine ließ und sich von ihr abgewendet hatte. Eine Kugel mitten durch den Magen, mitten durchs Bein oder sonst wohin, hätte nicht so schmerzen können, wie diese bittere Erkenntnis.
Der wichtigste Mensch in ihrem Leben, ließ sie fallen, ließ sie alleine. Es war ihr scheiß egal, das Mizu gar nicht mehr aus dem Koma hätte erwachen können, scheiß egal welche Fortschritte sie machte und das die Heilung größtenteils glimpflich und gut verlief.
Aber obwohl sie erstaunliche Fortschritte machte und ihre Genesung gut voran ging, ging etwas anderes verloren.
Ihre Menschlichkeit.
Sie lachte kaum noch, ihre Miene war finster. Ihr Herz war kalt und hart wie Stein. Am liebsten hätte sie sämtliche Menschen verstoßen und diese verdammte Welt verlassen. Nur noch zwei Menschen vermochten es, in den tiefen Kern ihres Herzens vor zu dringen, für alle anderen verdunkelte es sich und blieb unerreichbar. Der Schlüssel war vom Gift zerfressen und letztlich in einem tiefen Nichts verschwunden. Die Kiste war verrostet und zerstört. Das Schloss, ein einziger Trümmerhaufen. Einen Weg zurück, der war ausgeschlossen und verschüttet. Es gab nur noch den einen Weg, den Weg in die rettende Einsamkeit und den Weg zur inneren Stärke. Sie würde alleine alles schaffen, sie würde sich nie wieder jemanden öffnen oder an jemanden binden. Zu schmerzlich war es, wie sich das lähmende Gift der Enttäuschung verbreitete und einen von innen heraus zerstörte, in dem es alles schwärzte und verfaulen ließ.

Maren und Minoru versuchten das Beste um sie auf zu muntern, zu unterstützen und aus diesem Loch zu ziehen. Doch alle Versuche scheiterten, denn ihr Charakter hatte sich im Mark verändert und alle Grunddinge schlagartig verändert und gefestigt. Die Mizu Shiro, die sie kannten und liebten, würde es nie wieder geben. Nicht, das sie ihre Tochter jetzt minder liebten, aber sie fanden einfach nicht mehr so richtig den Zugang zu ihr...aber vor allem blieb der Schlüssel verloren und der Frust darüber, ihrem Mädchen nicht helfen zu können.
Doch es war ja nicht ihr Fehler, es war die Entscheidung von Mizu gewesen. Eine Entscheidung, in deren Richtung sie Ai geschubst hatte, aber die letzten Schritte war sie selbst gegangen. Vor allem, nach dem letzten, alles entscheidenden Stich.
[Welchen man in Hon – ein Freund wie er im Buche steht, gerne nachlesen kann.]
Diese zwei schwerwiegenden Erschütterungen und Enttäuschungen, hatten ihren Charakter grundliegend verändert und ein umkehren für sie unmöglich gemacht.

In der Schule, zeigte sich das Arashi zu einer Schlampe mutiert war. Sie hatte sich einen Scheißdreck um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Freundin geschert. Hatte ihr den Freund – der ebenfalls nicht mehr, als ein Stück Scheiße war – ausgespannt. Hatte ihre Schüchternheit ableget und sich verändert, hatte sie zu einer Veränderung bewegt.
Letztlich, sprachen sie nicht ein Wort mehr miteinander. Und obwohl es zu Mizu gepasst hätte, sie ins Krankenhaus zu prügeln oder ihr auf zig andere Weisen grauenhafte Schmerzen zu bereiten, so hatte sie nicht einmal Hand an das gefärbte Miststück gelegt.
Warum?
Weil sie es einfach nicht wert war...Früher, hätte ich mich für dich aufgegeben...heute würde ich nicht mal mehr in deine Richtung kotzen!