Rektorat

Er saß dem Mann gegenüber. Still und zurückhalten, doch auch offen und freundlich, saß er da und beobachtete den Blonden. Der Rektor war ein bewundernswerter Herr. Aus ihm einen Mentor zu machen, jemanden, zu dem Chikara aufsehen konnte, was den Umgang mit den Schülern und der beruflichen Position betraf, war ihm leicht gefallen. Sicherlich hätte er noch vieles von ihm lernen können. Rezepte für Törtchen und gegrillten Fisch inbegriffen. Leider war die Zeit dafür nun viel zu knapp geworden.
Chikara selbst war ein umgänglicher Mensch. Vielleicht lag ihm Unterrichten ja deswegen gut? Schon während seiner Studienzeit hatte er schon Nachhilfe gegeben und andere mit Freude in allen Aufgaben unterstützt. Aus irgendeinem Grund, lag ihm das gut. Er brachte Geduld mit sich und Verständnis. Irgendwie schaffte er sich von einem Niveau zum nächsten zu schwingen, damit die Schüler auf Augenhöhe unterrichtet wurden und den Stoff mit der Geschwindigkeiten verstanden, die für sie am besten war.
Außerdem wollte Chikara nie aus der Schule raus. Er wusste selbst nicht wieso. Wie jeder andere normale Mensch, hasste er die Schule. Und dennoch. Indem er Lehrer wurde, konnte er in der Schule bleiben. Und indem er in der Schule blieb, konnte er auch Schüler bleiben. Ein Schüler mit Kontrolle über andere Schüler.
„Dem kann ich nur zustimmen.“, erwiderte der junge Herr und beobachtete die Hände des Rektors, die die durch die dünnen Formulare suchten und einen Stempel nach dem anderen setzten. Mit jedem Stempel, den er setzte, kam er dem Ausgang aus dieser Schule näher.
Und es war schade, doch er freute sich darüber für kurze Zeit auf einem edlen Schloss unterrichtet haben zu dürfen.
Er hörte dem Rektor zu und verfolgte die gekonnten Bewegungen, mit denen er den Stift über das Papier strich. Mit jeder Unterschrift wurde seine Entlassung aus dieser Schule determiniert.
„Sie finden sicher schnell Personal, das so anstrebend ist, wie Sie sagen.“, lächelte er aller frohen Dinge. Seine Stimme, die sich noch nicht ganz wieder erholte hatte, klang sanft. Um sie mit Stärke und Selbstbewusstsein zu versehen, war ihm der Hals noch zu kratzig.
„Ich habe das Zimmer eigentlich schon weitestgehend in Pappkartons verstaut. In einer Woche werde ich dann wohl ausziehen.“, antwortete er und hob den Blick.

Als wollte das Schicksal ein gewagtes Spiel spielen, warum hatte Kaien das Gefühl, dass er bald wirklich viel zu viel verliert, als er es will? War es wirklich nur ein Mitarbeiter und Referendar, den er gehen lassen muss oder vielleicht ein sterbender Schüler?
Kaien beendete das Stempel und Unterschreiben, zog aus der Schublade ein schönes, verziertes Briefblatt hervor und legt es den Unterlagen bei.
“Ich habe noch eine persönliche Empfehlung und Bewertung hinzugefügt. Ich weiß nicht, ob Sie diese brauchen, aber Arbeitgeber sehen so etwas gern“, strahlte er fröhlich, als die Sekretärin anklopft und sofort hereinstürmt.
“Herr Rektor, ein Notfall. Einige Mitschüler befinden sich im Krankenhaus“, rief sie hastig und der Rektor sprang besorgt sofort auf.
“Sagen Sie dem Wächter Bescheid, wir fahren sofort hin und lassen sie den Wagen vorfahren“, keuchte er und ließ sich die Namen der Schüler sagen, erkundigte sich wegen Cousin und den Hausvorständen und die Dame nickte.
“Es tut mir leid, Inuishi-san, ich hoffe Sie können mich begleiten“, murmelte der Rektor eher wie ein Befehl und wand sich sofort zur Türe, um mit Chikara den Raum zu verlassen.

»»» Eingangsbereich

<----Eingangsbereich Haus Sonne.

"Such a goddamn asshole." murmelte der Engländer als er über den Campus hinweg früher als die anderen das Schulhaus betrat.
Aiven mochte diese Art von Leuten nicht. Diese Art von Leuten die glaubten die Welt drehte sich um sie.
Zugegebener Maßen war Aiven auch nicht das weißeste Schaf von allen, aber zumindest merkte er wenn er sich daneben benahm oder hatte zumindest Kalkül dahinter.
Aber er mochte Leute einfach nicht die die ihnen gesteckten Grenzen einfach nicht ein hielten.
Da wo Ouin Aiven berührt hatte schien es ein bisschen zu prickeln.
Verdammte Scheiße- er entschied wann man ihn anfassen durfte und wann nicht. Er mochte das nicht ganz und gar nicht. Und die Vorstellung ein ganzes Jahr mit diesem Typen in einem Zimmer zu sein war schier unerträglich. Und das auch noch als stellvertretender Hausvorstand. Er musste sich unbedingt nach dem Unterricht mit Umi treffen, um mit ihr einmal Besprechung zu halten...
Aber dieser Job brachte Pflichten mit sich... Aber mal ehrlich was hatte man sich dabei gedacht ihm den Job zu geben? Nicht dass er damit ein Problem hatte, aber wieso er? Nach der Eskapade im letzten Jahr, von der seine Tante zum Glück nichts mitbekommen hatte...
Gut beklagen würde er sich auch nicht... Er konnte zumindest mit Legitimation ein Einzelzimmer verlangen.
Seine Hand pochte gegen die Tür zum Rektorat.
Auf dem Weg zum Schulhaus war ihm auf halbem Weg doch tatsächlich der Hausvorstand der Night mit dem Guardianmädchen auf den Armen entgegen gekommen... Was war denn da los? Auch das musste er dem Rektor erzählen, also war dieser Besuch nicht nur eigennützig.

<<< von den Fluren

Eigennütz schien so wenig auf dieser Welt zu sein, wenn man es nur oberflächlich genug betrachtete. Aber sollte man sich die Menschen genauer ansehen, war ALLES Eigennutz! Man musste nur Kuran-senpai anschauen, der sich um Yuuki windete, wie eine Klette. Leider hatte Yuuki ihren ganz eigenen Kopf bekommen, wenn es eben um diesen ging. Manchmal konnte er sie nicht mehr einschätzen und manchmal wollte er sie nur beschützen vor dem, was von Kaname ausging. Diese Finsternis konnte auch das Mädchen nicht übersehen haben. Und die Gefahr, die er in sich vereinigte konnte selbst der Blinde erkennen.

Etwas schnaubend stoppte der Guardian schließlich vor den Toren des Rektorats, als er Aiven erblickte, der wohl darauf wartete, dass ihm geöffnet würde. Ob er schon lange hier stand und auf Errettung wartete? Womöglich. Aber andererseits war der Vorfall des führen Morgens wohl auch noch in den Köpfen der Schüler, die keine andere Sorgen als diese zu kennen schienen... Obwohl. Manch einer hatte mehr Sorgen zu tragen, als das kluge Gesicht hätte verbergen können. Dennoch gab sich Zero größte Mühe nicht zu gekrümmt zu sein, denn das wäre das Zeichen der Schwäche. Und das wäre auch die Gelegenheit des Level E. Und gerade für die Schule wäre das doch fatal.

Eigentlich wollte der Guardian direkt eintreten. Und zwar so wie er es eben immer tat. Aber wenn hier noch jemand wartete, konnte auch der Silberhaarige nicht umhin, anzuklopfen. Vielleicht etwas fester und lauter, damit der Rektor auch ja ein Gefühl der Dringlichkeit bekam. Aber würde Zero auch nur eine Minute warten müssen, würde er wohl auf die altbekannte Art zum Rektor kommen...
Er wandte sich dem Wartenden zu und schien ihn etwas zu mustern, als dieser in Gedanken versunken da stand. "Achte etwas mehr auf Deine Haltung. Man weiß nie, wenn jemand zuschaut, nicht wahr?" Eigentlich wollte er fragen, ob es lange dauern würde, entschied sich dann aber kurzfristig noch um, als er Aiven betrachtete.

<< Eingangsbereich

Es war der erste Schultag und vermutlich die traditionellen 'kein Unterricht'-Stunden. Kaien war heute sehr spät unterwegs. Für seine Verhältnisse viel zu spät. Der Kaiser betrat sein Reich zur späten Stunde und doch betrat er es, als Zeichen seines Mutes, seiner Kraft und seiner Macht - seiner Macht wieder etwas tun zu können. Er war nicht gefallen, wie schwer man ihm zusetzte. Er stolperte nicht, wie viele Steine man ihm auch vor die Füße legte.
„So viele Steine“, seufzte Cross, während er das Gelände der Day Class verließ, über die Brücke schritt und das Tor passierte, ein nachdenkender Mann, der viel zu viele Sorgen hatte, viel zu viele Probleme kannte und viel zu wenige Lösungen fand. Er suchte Nadeln im Heuhaufen, doch würde er überhaupt welche finden? Er wusste es nicht und er wusste auch nicht, warum in letzter Zeit die Unruhen der dunklen Welt ruhig wurden, laute Stimmen der Ruhe unruhig.
Etwas regte sich, das wusste Kaien, er kannte die Unterwelt - die Beweggründe der wilden Vampire - doch nun war ihm alles fremd. Die Vorsitzende der Gesellschaft der Vampirjäger begann sich zu sehr für ihn zu interessieren, noch mehr als sonst und auch eine Veränderung hatte er bemerkt, vor allem, nach dem er alleine mit ihr im Archiv gesprochen hatte. Yukis Zustand wurde auch schlechte und Kaien wusste, langsam begannen die Fäden zu reißen - die Fäden, die er krampfhaft versuchte zu halten.
Als der Rektor das Schulhaus erreichte, wusste er, dass das Schuljahr ein sehr schweres sein würde - ja, Yukis Schulleistungen waren immer noch miserabel - doch er fürchtete, dass sie dieses Jahr womöglich es anders erleben würde. Langsam glitt seine Hand in die Innentasche seine Mantel und zog einen Zettel hervor, welchen er beim Begrüßen seiner Sekretärin ihr in die Hand reichte.
„Bitte rufen Sie eine Versammlung auf, dabei sollte die Night Class später dazu stoßen“, befahl er im rauen Ton und betrat erneut den Flur.
Abwesend formten seine Gedanken Dinge, die ihm Sorgen bereiteten. Seine Stirn lag deutlich tiefer und trotz der Probleme weiterhin Faltenfrei. Gefahr drohte der Schule und es blieb ihm nichts anderes als notwendig, die richtigen Leute zu finden.
Wäre Kaien nicht stehen geblieben, um seinen Schlüssel aus der Tasche zu holen, so hätte er die beiden Schüler nicht gesehen. Sein Blick ruhte leer auf dem Gesicht seines selbsternanntes Adoptivsohnes und dann auf dem ausländischen Schülers.
Vielleicht lag sein Blick auf Zeros Gesicht länger, als sonst und viel dunkler und besorgter, doch Kaien wäre nicht Rexi, wenn er nicht schauspielern können würde.
Kaien hatte gerade keinen Nerv für Ärger und Probleme, er hatte nicht die Geduld. Er lebte schon so lange auf dieser Welt, kannte so viele Weltgeschehnisse nicht nur aus Büchern - sondern weil er dabei gewesen war - dass er einfach keine Kraft hatte, Probleme irgendwelcher Pubertierender anzuhören. Bevor dieser Virtuos nur seinen schmalen Mund öffnen konnte, begann der Rektor zuckersüß seine Schüler zu begrüßen.
Es hieß eindeutig nichts gutes.
„Kiryu-kun... Parker-kun“, nickte er lediglich.
„Parker-kun, wieder im falschen Zimmer?“, scherzte er, als und seufzte theatralisch. Heute blieb er mit seinen Worten wirklich knapp und vielleicht auch mit der Zeit.
Das Drama blieb in seinem großen, großen Gedächtnis wohl viel zu lang, sodass es ihn nicht wundern würde, wenn Aiven auf ein Einzelzimmer bestehen wollen würde. Wie letztes Mal auch. So steckte er den Schlüssel ins Schloss, um dieses mehrfach zu drehen und die Flügeltüren in sein Büro mit Leichtigkeit zu öffnen, die beiden Herren eintreten zu lassen.
Nein, heute hatte er keine Zeit dafür. Es mussten noch viele Vorbereitungen getroffen werden.
„Parker-kun, letztes Jahr habe ich dir ein Einzelzimmer gewährt. Dieses Jahr auch, allerdings gab es organisatorische Probleme, wie ich schätze. Ich kann mich theoretisch darum kümmern, aber du befindest dich auf einem Internat, wo du überall andere Mitschüler triffst. Entweder findest du dich langsam mit der Situation ab oder du suchst dir einen Kollegen, der deinen Ansprüchen was Freundschaft betrifft, gerecht wird. Ich kann dir nicht versprechen, dass ein Einzelzimmer frei ist, aber auch nicht, dass du es bekommst“, plauderte Kaien bereits und schritt zu seinem Schrank, wo er den Mantel abhing und die beiden Jungs vor sich auf die Plätze quittierte.
In diesem Moment ertönte auch die Schulweite Durchsage, bei der Kaien seufzte und lachte.
„Ach, ich hab schon vergessen, dass ich die Versammlung geplant hatte ♥“, kicherte er spöttisch über sich selbst und begann die einzelnen Knöpfe seines Mantel zu öffnen, während er - auch wenn es unhöflich war - mit dem Rücken zu seinen 'Gästen' stand.
„Parker-kun, was gibt es also?“, plauderte er nun weiter und schritt um den großen, schweren Schreibtisch herum, um sich in seinen Sessel fallen zu lassen und die Hände auf der Arbeitsplatte zu verschränken.
Ein gütiger, offener und freundlicher Ausdruck lag auf seinen Zügen und es wäre ihm nicht besser ergangen, wenn Zeros grimmige Miene nicht in diesem Raum gewesen wäre. Denn dem sich als vater bezeichnender Mann fiel auf, dass er seine Tochter seit heute Morgen nicht mehr gesehen hatte und irgendetwas gab ihm das Gefühl, dass er sie hätte sehen sollen.

Aiven - Zero - Kaien

Aiven erblickte Zero Kiryuu, seines Zeichens sowas wie Vertrauensschüler.
Viel Kontakt hatten sie noch nicht gehabt, auch wenn sie sich wahrscheinlich sehr gut verstehen würden, bedachte man ihr doch sehr ähnliches Naturell, dass sich vor allem in sehr sporadischem Lächeln niederschlug. Er hatte ihm zugenickt und sich dann wieder lässig gegen die Wand gelehnt.
Der Rektor kam.

Die Anrede die man hier immer bekam empfand Aiven immer noch als sehr merkwürdig, er würde sich wahrscheinlich nie daran gewöhnen.

Kein Wunder, dass sie hatten warten müssen, der Rektor war noch gar nicht da gewesen.
Sie traten also ein."Darum ging es auch, aber nicht primär."
Aiven kam es vor wie Stunden als er lange einatmete und wieder ausatmete. "Ich habe nicht das Problem mit Mitschülern im Allgemeinen. Ich möchte nur gern meine Ruhe und nichts weiter. Wenn es nicht geht geht es eben nicht." Den Rest der Rede des Rektor ignorierte er höflich.

Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken, da war sie die perfekte britische Haltung aus der Benimmschule.
"Ich bin hier weil in dem Brief stand, den ich in den Ferien bekommen habe, dass ich mich für meine neue Funktion des Vize-Hausvorstandes beim Rektor zu melden habe, am ersten Schultag. Der genaue Wortlaut war: Wir bitten Sie für einige Formalitäten nach ihrer Rückkehr ins Internat (Erster Schultag) das Rektorat aufzusuchen (Ausweisunterzeichnung, Einweisung, Rechtliche Dinge, etc.)

Hier bin ich also deswegen.
Und außerdem es hat mich beunruhigt, dass ich auf dem Weg hier her Kuran-senpai mit Yuuki Cross auf den Armen sah. Ich war zu weit entfernt, aber ist es nicht so, dass die Day Class und die Night Class nicht wirklich untereinander Kontakt haben sollten? Ja, ich weiß sie ist Vertrauensschülerin, aber weil sie ohnmächtig war, oder zumindest schlafend wirkte mache ich mir ernsthafte Sorgen, und hielt es für besser Sie zu informieren." Er hielt es für gefahrlos darüber zu sprechen, weil ja auch Zero Vertrauensschüler war.

Zero ~ Kaien~ Aiven

Die Versammlung, welche angekündigt wurde, ließ klar werden, dass der Rektor nur wenig zeit entbehren konnte und zwei Schüler hier waren einer zu viel. Da der Andere aber gleich mehrere Anliegen äußerte, blieb Zero vorerst stumm und lauschte. Es schien beinahe so, als würde er das ganz und gar aus reiner Höflichkeit tun. Eben das, was man dem Rektor in diesem Moment eher absprechen musste, betrachtete man seine umgekehrte Haltung zu den Schülern.
Dass Parker-kun neue Hausvorstand werden würde, störte den Vertrauensschüler reichlich wenig, weswegen er auch kaum eine Miene verzog. Soll er doch machen, dachte er sich, denn schließlich waren solche Jobs ebenso undankbar wie der eines Vertrauensschülers. Aber Parker würde das schon selbst bemerken. Und weiterhin stand die Entscheidung sowieso bereits fest. Sowohl beim Rektor als auch beim Day-Classler.
Dass der Andere seine Ruhe haben wollte, wenn es um Mitschüler ging, konnte Zero nur allzugut nachvollziehen. betrachtete man die Geschehnisse in der Cafeteria zum Frühstück oder die Pärchen, welche sich absetzten, um miteinander zu plaudern, warn die Gemeinschaft alles andere als wohlwollend. Was Parker sicher nicht wusste, war dass Bestien gleich nebenan heimisch geworden waren und dass der Rektor das Ganze auch noch unterstützte. Eigentlich wollte er diesem das Thema etwas näher bringen, um Veränderungen beizuführen, die zum Schütze der Menschen dienen sollten. Aber als das Thema Yuuki auf den Tisch kam, horchte der Silberhaarige erneut stark auf. Die Augenbrauen sanken tiefer ins Gesicht, als er hören musste, dass sie bewusstlos in den Armen ihres 'Verehrten' lag. Oh man, wie er Kaname verabscheuen musste...

Der Kehlkopf bewegte sich durch das herunterschlucken sämtlicher Emotionen, die aufkeimten, und der Kiefer bewegte sich leicht, als die Zähne aufeinander trafen. Die amethystfarbenen Augen schauten abrupt zum Rektor, die soviel sagen sollten, dass er sich selbst darum kümmern würde. Und so geschah es auch, dass er sich mit einem einfachen Kopfnicken, das an Parker-kun gerichtet war, verabschiedete. Denn schlussendlich war Yuuki viel zu lange weg geblieben. Und wenn sie bei Kuran-senpai alleine stand, bedeutete das vielmehr Unheil, als wirkliche Wiedersehensfreude. So nahm er wortlos die Beine in die Hand und verließ das Rektorat. Zur Versammlung sollte er dann eben etwas später zustoßen. War es nicht Yuuki, die hier mehr Beachtung verdiente?

>>> Campus

Ach, was Kaien nicht für seine Schützlinge tat! So liebevoll ging er mit ihnen um, las ihnen jeden Wunsch von den Lippen und ging dafür für sie über Feuer. Wer glaubte denn diesem liebevollen Gesicht schon, dass es Tage gab, dass er innerlich kochte und dabei jedem den Kopf abreißen könnte? ♥ Für einen Mann, der Jahrelang Vampire kaltherzig abgeschlachtet hatte, wirkte er gar nicht mehr wie ein Mörder!
Doch wer ahnte schon, dass er das Gefühl haben könnte, Aiven gerade jetzt sämtliche Gliedmaßen ausreißen zu wollen?
Niemand! Auch nicht Kaien! Der liebe Rexi konnte das in diesem Moment nicht denken und auch nicht tun, daher strahlte er lediglich freudig und naiv dem Briten ins Gesicht und nickte lediglich.
„Jaja, da musst wohl damit auskommen, Aiven! Aber wir schauen dann Mal!“, insgeheim wusste Rektorchen, dass der junge Mann wohl oder übel seine Ruhe teilen würde. Anderseits sind die Zimmer ja groß genug.
„Mach dir keine Sorgen, die Zimmer sind ja groß genug geworden, richtige Apartments, da bin ich mir sicher, dass du deine Ruhe kriegen wirst“, lächelte er und blickte auch mehrmals zu Zero, der anscheinend diese Dreisamkeit dulden musste.
Abwesend blickte er dem jungen Mann entgegen, überlegte, ob er wieder Yuki suchte, oder vielleicht wegen etwas anderem kam. Tatsache war - Yuki war nicht da und er machte sich schon Sorgen, wo seine Tochter nun irrte! Die Ferien waren eine Geduldsprobe gewesen und es trat etwas ein, was ihn beunruhigte. Doch da Kaname die Angelegenheit übernehmen wollte, so war er gezwungen nur zuzuschauen.
„So, wie du, Zero“, dachte er und wand sich abrupt an Aiven.
„Ja, ich habe dich auch als Vize-Hausvorstand vorgesehen, allerdings hat der Schulrat es beschlossen, die Schüler entscheiden zu lassen, wen sie als Hausvorstände und deren Vertreter sehen wollen. Allerdings bestand ich darauf, dich auf die Wahlliste zu setzen. Deswegen berufe ich unter anderem die Versammlung im Theatersaal. Dort werden auch die Arbeitsgemeinschaften besprochen. Verzeih mir diese abrupte Änderung, aber ich hoffe die Sache schnell klären zu können“, erklärte er, mit einer entschuldigenden Miene und wurde hellhörig.
Kaname hatte Yuki mitgenommen? Das bedeutete nichts gutes und doch lächelte er. Zeros Blick hatte er natürlich verstanden und er war sich sicher, dass Zero wohl auch nichts anderes tun würde.
„Vielen Dank, Aiven-kun. Es ging ihr kurz vor Schulbeginn nicht gut. Ich denke, dass ihre Grippe letztendlich doch ausgebrochen ist. Der Kontakt der beiden Klassen ist natürlich untersagt, aber erste Hilfe soll natürlich nicht verboten werden. Da Kiryu-kun bereits los gerannt ist, werden wir das bestmögliche für Yuki tun. Ach, ich hoffe sie bleibt im Bett liegen, dabei ist sie dickköpfig und will trotzdem zur Schule, wenn sie krank ist“, erklärte er und setzte eine besorgte Miene auf.
Natürlich handelte es sich nicht um eine Grippe, aber die Erklärung war logisch und einfach. Dabei war es nicht mal halbgelogen.
„Ich werde mich zur Versammlung wohl verspäten und hoffe du kannst es an den Saal auch richten, wenn du dich dahin begibst. Ich schaue zur Sicherheit selbst nach ihr“, bat er Aiven und erhob sich, um um den Tisch zu gehen und nach seinem Mantel zu greifen.

Aiven - Kaien

"Vielen Dank." Aiven lächelte nicht, aber sein Gesicht war eine perfekte Maske während er sich dachte: Go fuck yourself.- Gut dann würde er diesem Typen eben die Hölle heiß machen wenn er ihn das nächste mal anging. Er dachte vielleicht war das Einzelzimmer die Variante bei der niemand zu Schaden kam, aber wenn er hier schon einen Haufen Geld bezahlte und das tat er, so war es eigentlich schade, dass man auf diese kleine Bitte nicht eingehen würde.
"Ich werde mich darum kümmern. Veränderungen sind doch etwas gutes..." er versuchte positiv zu wirken und verbeugte sich respektvoll.
"Ich hoffe Yuki Cross-san geht es gut, bis später." dann verließ er das Rektorat.
Die Grippe... natürlich...das sah auch sehr nach Grippe aus....
Da war mehr im Busch... generell mochte diese Schule mehr Geheimnisse bergen als manihr auf den ersten Blick zutrauen wollte.

---> Theatersaal

Abwesend betrachtete der Rektor die sich schließende Türe. Der junge Mann, der so stets zerbrechlich wirkte, hatte den Raum verlassen. Sein Verständnis wirkte auf Kaien gespielt, vielleicht auch vorgegaukelt, aber er wusste, dass es ihn gerade nicht zu interessieren brauchte.
Vermutlich hatte Kaien erst Minuten später bemerkt, dass Aiven gegangen war, doch es war nicht wichtig. Er stand, am Schrank mit dem Mantel an seiner Hand und betrachtete die Wände, als würden sie ihm näher kommen. Sein Blick war nun Mal leer und nicht wirklich konzentriert, auch wenn er es sein musste. Tausend Gedanken rannten ihm davon, wie die Zeit, die nach und nach verstrich, ihn nun hinterließ, als wäre er der einsamste Mensch auf Erden.
Er konnte nicht eingreifen, es war nicht seine Aufgabe und wie schrecklich im das Herz schmerzte, er hatte nichts anderes zu tun, als Kaname das tun lassen, was er schon vor zehn Jahren vorgehabt hatte.
Der Rektor hatte sich mühelos auf die Couch seines Raumes fallen gelassen. Halb liegend, halb sitzend betrachtete er die Decke, während seine zarten Finger, die Brille von der Nase genommen und seine Haut massiert hatten. Schwach lächelnd seufzte er, als würde er darauf warten, dass die Zeit vergeht.
Doch irgendwann musste der Tag kommen und Kaien war nur der Zuschauer eines in sich fallenden Kartengebildes.
„Verdammt, die Versammlung!“, fiel ihm dusselig ein, er erhob sich, warf sich den Mantel um die Schultern und eilte stolpernd aus dem Raum.

=> Theatersaal