Rektorat

Als der junge Mann den Kopf etwas überrascht zur Seite legte, klingte nur leise das Glöckchen in seinem Haar. Es erinnerte ihn daran, weswegen er überhaupt gekommen war... Schwer atmend schaute er den Rektor weiter an. Grundsätzlich hatte sein Gegenüber ja nicht einmal wirklich Unrecht, denn dieser war der Rektor und Ichiru nur ein Schüler... Noch zudem nicht schon fünf Jahre. So entwich ihm ein Seufzen, das er nicht hätte aufhalten können. Und die ametystfarbenen Augen schauten zum Rektor zurück. Sie haben Recht, verzeihen Sir mir bitte. Ich wollte nicht unhöflich erscheinen.
Doch etwas verwirrt sah er nun doch drein, als das Thema auf die Besuchsregeln fiel. Regeln?, erwiderte der Silberhaarige damit etwas fragend und gar zögerlich.

Der Rektor klatschte wie ausgewechselt in die Hände und grinste.
“Natürlich Regeln. Mit einer von mir ausdrücklich ausgestellten Genehmigung meldest du dich bei den Wächtern und darfst das Night Dorm bis zum Sonnenuntergang besuchen. Allerdings musst du jedes Mal mich besuchen kommen, wenn du zu Maria Kurenai willst. Allerdings bekommst du Yuki-chan oder deinen Bruder mit zur Begleitung…“, erzählte er und setzte sich erneut an seinen Schreibtisch. Er wirkte überzeugt und zufrieden.
“… wie würde es denn aussehen, wenn du leicht das Gelände wechseln würdest. Die Guardians müssen ihren Job auch jedenfalls erfüllen“, seufzte er und lehnte sich abwarten zurück. Er wusste womöglich, dass Ichiru diese Idee nicht gefallen würde. Allerdings sähe das bestimmt merkwürdig aus, wenn Ichiru dir nichts mir nichts von einem Tor ins andere gehen dürfte. Da würden die anderen Day Class Schüler nur so vor seinem Büro hocken, um eine „Genehmigung“ zu bekommen. Gott sei Dank wusste niemand von diesen Genehmigungen, die es eigentlich nicht offiziell gab. Es war letztendlich eine Bestätigung des Rektors, dass der bestimmte oder die bestimmte SchülerIn der Day Class durch das Tor spazieren durfte. Diese wurden dann am Tor abgegeben und verschwanden, als hätten sie nie existiert.

Mit großen und gar weit geöffneten Augen hatte er die Bewegungen des Rektors verfolgt. Der Mund stand offen und im ersten Augenblick war kein Mucks seitens des Schülers zu hören. Äh, stutzte er nur einmal aus, ehe er sich nur mit Mühe fangen konnte. So drehte der Silberne den Kopf zur Seite, während sich seine Gedanken überschlugen.

Es ist schlimm genug, dass ich jedes Mal nachfragen soll... Aber dann soll ich auch noch begleitet werden? Das sieht ja aus, als ob ich Schutz bräuchte... Dient das denn wirklich zur Überwachung? Und falls ja, warum sollte das denn nötig sein? Und außerdem kann ich mich sehr gut selbst verteidigen...
Und Zero... soll bleiben, wo er immer steckt... Weit weg.
Tief einatmend, wendete sich Ichiru wieder dem Rektor zu, der sich gesetzt hatte. Einverstanden. Während seine Augen geschlossen sind und die Brauen gesenkt, hatte er die einfache Antwort gegeben, ohne eine weitere Anmerkung anzudeuten. Dann möchte ich eine für den morgigen Tag, da ich heute wohl kaum es hinüberschaffe, ehe die Sonne den Horizont erreicht... In den Augen des jungen Mannes deutete sich wohl zu deutlich der Missmut ab, den er in sich trug. Sein Unverständnis aber zeigte er Rektor Cross nicht. Schließlich war dieser ein Rektor und er selbst nur ein Schüler an dessen Akademie. Doch eines Tages... eines Tages, dachte er weiter.

Zufrieden mit Ichirus Reaktion, sich selbst und für einen kurzen Augenblick mit der Welt, holte der Rektor einen Bogen heraus, seine Schreibfeder und begann nun fein säuberlich und in seiner schnörkligen Schrift eine Erlaubnis zu verfassen.
Schweigend und höchstkonzentriert, als würde sein Leben davon abhängen notierte er folgendes:


Der Stempel der Schule, seine Unterschrift. Fertig!
Er reichte dem Silbernhaarigen das Blatt und lächelte.
“Das reichst du dem Wächter am Tor Haus Mond. Da Zero in letzter Zeit sehr beschäftigt zu sein scheint…“, pausierte der Blonde und musterte Ichiru durchdringend,
“…schlage ich vor, dass du Yuki-chan mitnimmst. Ich bin mir sicher, dass sie noch für das Theaterstück proben wollen würde“, vollendete er den Satz, während er seine Schreibuntersillien zusammensuchte und wegpackte. Am liebsten hätte er geseufzt, doch ihm blieb nichts anderes übrig, als es zu unterdrücken. Manchmal wünschte er sich, dass die Kinder ein einfaches Leben haben könnten, auch wenn er vielleicht niemals ihr Adoptivvater geworden wäre. Zumindest von Yuki. Zero hatte er ebenfalls als seinen Sohn angesehen und das würde er vielleicht bei Ichiru tun. Aber nur vielleicht. Er ahnte nur all zu gut,…
Ach egal.
Er lebte schon so lange, dass er die Einsamkeit viel mehr gefürchtet hatte, als alles andere.

Nein, es entging dem jungen Mann keineswegs, wie sein Gegenüber ein Brief verfasste - dieser tat das mit Inbrunst und so staunte der Silbernhaarige nicht schlecht... Hm, danke, rief er, als er die Hand ausstreckte, um das Briefchen an sich zu nehmen. Als er es las, nickte auch der Schüler zufrieden, während sein Blick wieder zum Rektor wanderte. Ich werde es dem Wächter geben... morgen... Haben Sie vielen Dank.

So stand er schließlich auf und säumte es nicht den Stuhl sofort wieder vor dem Tisch auszurichten. Aber er bemerkte schon, dass es Dinge gab, die den Höchsten der Schule zu bedrücken schienen. Und für einen kurzen Moment kam ein Anflug von Mitgefühl für den Langhaarigen auf, denn Ichiru ahnte, welche Lasten der Rektor der Schule zu tragen hatte... Zumal es keine einfache Schule wie jede andere war... Ist es schwierig..., begann er eine Frage zu stellen, ehe er die Augen schloss und schließlich den Kopf schüttelte und den Gedanken abwarf. Wie sollte es klingen, wenn sich Ichiru sorgte über Dinge, die ihn nichts angehen? Und obwohl er wegen seines eigenen Bruders und wegen Maria hier war, begann er sich an dem leben als Schüler zu gewöhnen. Ob es eine Schwäche werden würde?
Als dann die Ametystfarbenen wieder den Rektor musterten, waren sie kühl und ausdruckslos. Verzeihen Sie bitte... Mit einer Verneigung verabschiedete sich der Day-Class-Schüler. Guten Abend wünsche ich noch, sprach er als letztes, ehe er die Tür des raumes öffnete, um schließlich zurückzugehen... In seinen Raum würde er sich zurückziehen. Aber es sollte schließlich nicht mehr lange dauern, bis es Abendessen geben sollte.

Wenn man die Wahl hätte, sich für ein anderes Leben zu entscheiden, würde man sofort diese Möglichkeit wahrnehmen? Ist es nicht so, dass man stets mit seinem eigenem unzufrieden ist und mit so einer Entscheidung flüchten würde, aber nicht verstehen würde, dass ein anderes Leben, andere Probleme mit sich bringt? Womöglich flohen die Menschen lieber vor der Verantwortung, weil sie glaubten, so könnten sie das Schlimmste verhindern, anderseits vergaßen sie, dass man die Konsequenzen steigert.
Nur all zu gut erinnerte Kaien sich an sein Dasein als der meist gefürchtete Vampirehunter, als er sich für ein anderes Leben entschieden hatte. Nun musste er einsehen, dass sein Leben an das Leben anderer verknüpft war und nun es weit aus schlimmeren Folgen geben würde, wenn etwas schief laufen könnte.
Auch diese Schule war auf ihn angewiesen, sodass er im Grunde ein unscheinbarer, aber wichtiger Teil eines großen Konstrukts war.
Lächelnd schenkte er Ichiru ein Nicken und erwiderte auf Ichirus angefangene Frage nichts. Wie sehr sich auch der Schüler für Rektors Leid interessieren würde, der Blonde musste so viele wie möglich aus dem Konstrukt heraushalten. Doch waren sie nicht bereits alle darin verwickelt, weil sie auf diese Schule gingen?
Nein… Lieber nicht, beantwortete er seine eigene Frage und erhob sich.
“Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag“, verabschiedete er sich von dem jungen Mann und faltete die Hände ineinander, hinter seinem Rücken natürlich.

Der Rektor sah ziemlich nachdenklich aus, als sich Ichiru noch einmal zu ihm umdrehte. Aber nein, er würde sich deswegen in diesem Moment keine weiteren gedanken machen dürfen, schließlich ging es ihm schlussendlich gar nichts an. Aber er hatte etwas wichtiges erlangt, das ihm helfen sollte. Zwar nicht unbedingt das, was er sich erhoffte, aber etwas anderes. Und Maria würde sich sicherlich auch freuen, wenn er sie einmal wieder besuchen würde. Zumal seit damals sich einiges geändert hatte... Noch einmal wurde Kaien Cross zugenickte, ehe er endgültig den Raum verließ.

(>>> ins Day Dorm, Eingangshalle)

Allein. Kaien Cross war dann wieder alleine gewesen und schaute flüchtig auf die Uhr. Bis zu dem Abendessen würde es nicht lange dauern, doch der Papierstapel, der Dreisterweise und aus Gewissensbissen in eine große Schublade verstaut wurde, konnte sich leider nicht von selbst abarbeiten. So war das immer, am Anfang des Schuljahres musste er den Papierhaufen bearbeiten... Hm. Und im Laufe des Schuljahres... und am Ende...
Das ist ja Mal deprimierend!, dachte er und schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch.
Er erinnerte sich plötzlich, wie oft Kaname das zarte Holz „bearbeitet“ hatte und jaulte auf. Er schmiegte seine Wange an die Tischplatte und seufzte.
“Liebling... das wollte ich nicht!“, die Hand, mit der er zuvor aufgeschlagen hatte, strich zärtlich über das Holz. Erschöpft und in Erinnerungen schwelgend schloss er die Augen und blieb angeschmiegt ruhen.
Sein Leben kam ihm endlos lang vor und doch glaubte er, erst vor kurzem noch ein kleiner Junge gewesen zu sein, der Sorglos leben konnte.
Man sehnt sich nach der Kindheit, weil man wieder den Zustand erleben möchte, keine Sorgen, keine Verantwortung und keine Probleme zu tragen, dachte er und stimmte sich selbst zu:
“Wie wahr, wie wahr…“

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Erdgeschoss

Endlich hatte Akito das Rektorat erreicht, doch niemand schien da zu sein.
Akito drückte mit seinem Kopf leicht gegen die Tür, mit der Hoffnung, sie würde aufgehen.
Glücklicherweise war die Tür einen Spalt weit offen und so konnte er eintreten.
Es war wirklich niemand anwesend, also beschloss er zu warten, der Rektor wird sicher bald wieder auftauchen.
Darauf setzte sich der süße Jungwolf neben den ledernen, grün gepolsterten Sessel und schaute sich wartend um. „Es sieht hier wirklich sehr gemütlich aus.“ dachte er sich.
Das Warten machte Akito müde, deswegen legte er sich auf eines der Sofas und machte es sich bequem. Als die Minuten weiter, ohne ein Zeichen eines Lehrers oder des Rektors, vergingen schloss der Jungwolf müde seine Augen.

Nach einiger Zeit wachte Akito wieder auf.
Es war noch immer keiner hier, also beschloss er sich hier in der Academy etwas umzuschauen.
Das würde wohl nicht schaden. Da dem Jungwolf sowieso langweilig war,
erschien ihm das als gute Gelegenheit die Schüler der Day und der Night Class kennen zu lernen.
Akito hob seinen noch etwas trägen Körper und hüpfte vom Sofa hinab.
Gähnend tapste er zurück zu der offenen Tür und zurück zum Erdgeschoss.
Ein letzter Blick zum Schreibtisch und schon war er weck.

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Erdgeschoss

Der Winter war dem Frühling gewichen aber für einen ganz bestimmten Vampir konnte nichts weniger von Belang sein. Es gab andere Dinge die ihn um einiges mehr beunruhigten. Genauer gesagt schien das Sprichwort zu stimmen, dass einen die Vergangenheit immer wieder einholte.
Er atmete tief ein und lief über den Korridor zum Rektorat.
Der Rektor würde genau so wach sein wie er es war... Und es war sehr viel mehr an dem vermeintlich seltsamen Mann, augenscheinlich Mitte vierzig, als jeder andere außer Kaname Kuran ahnte.
Lang war es her und seither war Kaname Kuran nicht einen einzigen Tag gealtert und deshalb war es für ihn immer noch in etwa so als sei es gestern gewesen, dass er Yuki auf die Arme genommen hatte, und sie als letzte Hoffnung zu Kaien Cross gebracht hatte.
Mit der Präfix, dass sie niemals erfahren durfte was passiert war. Aber es gab eine Lücke im Spiel des Königs. Er hatte sich selbst zum einzig wahren gefangenen des Schachspiels gemacht, mit Absicht... und doch hatte es im Endeffekt seiner Königin nichts als Schmerzen bereitet...
Schuld war sein zweiter Vorname... Schuld mit der er seine ganze ewige Existenz leben musste.
Und jetzt... jetzt hatte sie ihn sogar gefragt... hatte ihn gefragt was passiert war und er hatte ihr mit den gleichen Worten geantwortet die er immer gedacht hatte, wenn es daran ging dass sie diese oder eine ähnliche Frage stellte. 'Ich habe dich im Schnee gefunden, dieser Level E hat dich bedroht... Ich habe dich gerettet, das ist alles was ich weiß'
Aber schön langsam ließ sie sich nicht abspeisen.
Er klopfte an die Tür des Rektors und trat ein als er hinein gebeten wurde.
Er schloss behutsam die Tür. "Cross-san." sagte er und neigte seinen schönen Kopf ein wenig zum Gruß. Heute war noch keine Schule. Er trug eine schwarze Anzughose und ein dunkelblaues Hemd mit offenem Kragen. "Ich muss dringend mit ihnen reden."

Kaname schloss die Augen und massierte mit Daumen und Zeigefinger um den Rektor zu ignorieren.
Als dieser nach seinem Anliegen gefragt hatte war Kaname sicher gewesen das er wirklich einmal ein erstes Gespräch mit dem etwas wunderlichen Kauz führen konnte... aber dann fragte er nach den Ferien. Als ob er nichts anderes im Kopf hatte als das. Eine Ader pochte an seiner Schläfe... "Nicht das meine Ferien in irgendeiner Weise erholsam gewesen wären." sagte der Reinblüter und stützte seine Hände auf den Schreibtisch und positionierte sein Gesicht wenige Zentimeter von Cross' "Yuki-chan hat mich gefragt." Das Gesicht eines reinblütigen Vampirs mit den rotbraunen Augen so nah vor sich zu haben mochte selbst für jemanden von Cross' Kaliber ein wenig furchterregend sein. "Yuki-chan hat mich gefragt ob ich etwas über ihre Vergangenheit weiß, Cross-san. Der Bann meiner Mutter bröckelt und daran ist dieses dreckige Halbblut schuld." Er meinte natürlich Zero, und das Kaname so ungehalten war war ebenfalls etwas was einen sehr beunruhigen konnte, denn eigentlich war er das nicht.

"Und was denken sie worauf das hinauslaufen wird?" fragte Kaname und hatte Müh und Not sich zu bändigen und das mochte bei einem so selbst beherrschten Vampir wie ihm sicherlich mehr als nur etwas heißen. Aber die Person um die es ging lag ihm nun einmal sehr am Herzen und er würde nicht zulassen dass sie sich selbst zu Grunde richtete. Und dann war da noch Kiryuu... Kind von Huntern, der die Vampire mehr hasste als irgendjemand anders und selbst zu einem wurde... oder vielleicht schon mehr einer war als er zugeben wollte.
"Wollen sie, dass ich ihr die Wahrheit sage? Dass sie meine Schwester ist? Dass ich sie aus dem Haus heraus geholt habe und ihr Gedächtnis Manipuliert. Ich bitte sie Cross-san. Danach wird sie mich hassen und sie oben drein und dann haben wir ein wahrhaftiges Problem. Wenn sie weiß wer sie ist wird mein Onkel sie in die Finger kriegen, und dann sind wir alle des Todes. Und das meine ich ernst."
Er war nicht angstvoll, das war nicht seine Art nur unglaublich kühl und ernst.
"Und schlimmer noch, dann wird sie sich vermutlich in die Hände von diesem Level D stürzen, und mich wahrscheinlich bitten ihm zu helfen..."

Das der Rektor ihn einmal nicht ernst nehmen würde... Zugegebener Maßen, er war heute cholerischer als er es für gewöhnlich es für gewöhnlich war, aber deshalb doch nicht weniger ernst zu nehmen. Er atmete ein paar Mal tief durch... auch wenn er de facto gar nicht atmen musste, zumal sein Stoffwechsel keine Luft benötigte.
Aber er musste sich beruhigen... War viel zu aufgewühlt. Das konnte Konsequenzen haben die keiner voraussehen konnte.
"Cross-san. ich habe Kiryuu-kun noch nicht getötet, weil ich derartige Dinge nicht tue. Ich habe nicht Shizuka Hio getötet, um dann ihr Opfer auch zu töten, das hätte sie nämlich früher oder später selbst getan." Es war das erste mal, dass er die Worte aussprach 'Ich habe Shizuka Hio getötet'- Eigentlich war es höchst strafbar einen anderen Reinblüter zu töten, so wie jegliche andere Art von Mord natürlich auch verpönt war, es sei denn es handelte sich um Level E's.
"Weiterhin liegt diese Entscheidung eigentlich gänzlich überhaupt nicht bei mir. Auch wenn Yuki ihre Erinnerungen zurück bekommt ist sie immer noch die Selbe wie jetzt. Die letzten zehn Jahre werden nicht ungeschehen gemacht werden. Und Kiryuu-kun war in diesen zehn Jahren auf Ihren Wunsch präsenter als ich in ihrem Leben... und das ist vielleicht auch gut." Er seufzte. "Das sicherste wäre wenn sie ihre Erinnerungen gar nicht zurück bekommt, aber ich kann nicht zulassen, dass sie eines Tages altert... und stirbt."

"Oh bitte." Kaname richtete sich ein wenig auf und blickte Kaien an. "Es geht schon sehr lange nicht mehr um das was ich erwarte. Cross-san, ich bin derjenige der dieses Rudel Vampire ruhig hält und das ist auch etwas was ich werde berücksichtigen müssen. " Er wurde ruhig...
"Das einzige was ich will ist Yuuki beschützen... Ich sehne mich nach Frieden." die Antwort war beeindruckend ehrlich gewesen. "Die Vampire mögen so gut wie ewig leben, aber wieso können wir das nicht in Frieden tun, wieso muss es immer jemanden geben der nach noch mehr macht strebt. Ich mag alt sein, älter als die meisten hier, aber der Machthunger meiner eigenen Spezies ist mir nach wie vor ein Rätsel..." Er sprach mit einer Gemessenheit die fast starr wirkte...
"Ich muss einen Weg finden sie selbst entscheiden zu lassen, ohne dass sie erfährt, was sie nicht erfahren darf... Aber eine Sache, Kaien..." Das erste Mal, dass er ihn beim Vornamen nannte, es war eine Ausnahme, dass er sich von Kaien Kaname-kun anreden ließ, und das er den Rektor beim Nachnamen nannte, zwar war Kaname durchweg höflich, aber es gab irgendwo dann doch grenzen.
"Bereiten sie sich auf den Krieg vor der kommen wird, ich spüre es, und werde jetzt gehen und meine Pflicht erfüllen." er verbeugte sich kurz und wand sich ab, lief zur Tür.


----> Wenn nichts mehr kommt -Flur.

"Bis bald, Kaname", hatte sich Kaien nachdenkend verabschiedet. Genau diese Worte hatte er nicht gewollt, hatte nicht gewollt diese zu hören oder ansatzweise zu erfahren. Insgeheim gab es keinen Frieden. Es war eine Lüge und von Anfang an hatte der Reinblüter seine eigenen Ziele.
Kaien hatte nur die aufsteigende Wut unterdrückt und hatte sanft gelächelt, doch er war gerade mehr als erfreut. Kaname hatte ihm nun versichert, das von Anfang an alles andere befolgt wurde, als von vorne geplant.
Es war eine bittere Pille, die Kaien schlucken musste.
Ein leises Klopfen unterbrach seine Grübelei und er murmelte ein lautes
"Herein".

<<< Flur, 1. Stock

Er war am leeren Sekretariat vorbei gegangen, hatte angeklopft und höflich darauf gewartet, dass ihn eine ihm bekannte Stimme herein bat. Ruhig öffnete er die Tür, betrat den Raum, zeigte sich seinem Schulleiter, wie ein braver Student mit Mappen unter seinem Arm.
„Guten Morgen.“, begrüßte er den älteren Herrn und gab sich Mühe dabei etwas lauter und deutlicher zu sprechen, als es ihm möglich war. Die Erkältung war verflogen, doch die kratzige Stimme war geblieben. Das Positive, das ihm der heiße Dampf aus der Dusche gebracht hatte, war spurlos verschwunden. Kein Problem. Chikara war daran gewohnt stimmlos zu sein. Bis zum morgigen Unterricht, würde er so viel Tee trinken, dass er zum Schluss sogar eine Oper singen könnte.
„Haben sie eine Minute?“, fragte er , hob die schlanken Mappen an, um zu zeigen worum es ging, mit der einen Hand, während er die andere noch immer auf der Türklinke ruhen ließ. [b]

Mit einer einladenden Bewegung und einem Lächeln wies ihn der Rektor darauf hin einzutreten und Platz zu nehmen. Dafür dankend verbeugte er sich leicht und schloss hinter sich die Tür, nachdem er das Büro endgültig betreten hatte, sodass er sich dem großen Schreibtisch, der oft den Eindruck erweckte, dass er vieles durchstehen hatte müssen, nähern konnte.
„Ich wollte Sie nicht stören. Es geht nur um die Nachweisdokumente für die kurze Zeit, die ich hier verbringen durfte.“ Seine Stimme klang noch immer etwas heiser, besserte sich allerdings ein wenig dadurch, dass er etwas mehr, als nur ein oder zwei Worte sprach. „Sie erinnern sich ja, dass der zweite Teil meines Jahres als Referendar vorverlegt worden war.“, ergänzte er, hatte sich inzwischen auf einen Stuhl vor dem Rektor hingesetzt und hielt ihm die Mappe hin, in der man nur noch unterschreiben und stempeln musste.
Es war schade. Chikara hatte es hier so gut gefallen. Er dachte wirklich daran, den zweiten Teil zu streichen und lieber gegen eine Verlängerung an dieser Schule zu tauschen, doch um manche Dinge führte nichts herum. Wenn nichts anderes sein Interesse auf sich ziehen würde, würde er ja vielleicht zurückkehren, um weiterhin auf diesem Schloss zu unterrichten, von dem er glaubte noch lange nicht alle Geheimnisse erfahren zu haben.

Der Rektor lächelte weiterhin, als Chikara Platz nahm und hörte sich das Anliegen an. Seine Miene wurde zunehmend ernster und eher er das Anliegen verstanden hatte, seufzte er.
Manchmal kamen auf diese Schule Menschen und Vampire, die er sehr ernst nahm und liebte, doch manchmal gingen sie, ob er es wollte oder nicht. Viel trauriger war es jedoch, wenn diese ginge, ohne dass er sich verabschieden konnte.
Heute war ein Tag, da würde er sich offiziell im Namen der Schule von diesem angehenden Lehrer verabschieden. Doch dafür konnte er sich nicht von einem anderen Schüler verabschieden, weil das Schicksal manchmal eben doch schnell einschlug, wie ein rasendes Auto.
“Ach ja, natürlich“, begann Kaien und öffnete die zweite Schublade, wo er Schulsiegel und Stempelzeug herausholte. Dabei nahm er mit der anderen Hand die Mappe.
“Es ist schade, dass Sie uns verlassen, Inuishi-san“, begann er und öffnete die Unterlagen, die er nochmals überflog und das Schulsiegel beschmierte.
“Ich bin mir sicher, dass sie zahlreiche Schülerherzen erhellt haben und es ist schwer so anstrebende Jünglinge wie sie zu finden“, erzählte er und stempelte alles ab, eher er selbst den Stift nahm und unterschrieb.
“Wann wollten Sie abreisen?“, erkundigte sich Kaien.

Er saß dem Mann gegenüber. Still und zurückhalten, doch auch offen und freundlich, saß er da und beobachtete den Blonden. Der Rektor war ein bewundernswerter Herr. Aus ihm einen Mentor zu machen, jemanden, zu dem Chikara aufsehen konnte, was den Umgang mit den Schülern und der beruflichen Position betraf, war ihm leicht gefallen. Sicherlich hätte er noch vieles von ihm lernen können. Rezepte für Törtchen und gegrillten Fisch inbegriffen. Leider war die Zeit dafür nun viel zu knapp geworden.
Chikara selbst war ein umgänglicher Mensch. Vielleicht lag ihm Unterrichten ja deswegen gut? Schon während seiner Studienzeit hatte er schon Nachhilfe gegeben und andere mit Freude in allen Aufgaben unterstützt. Aus irgendeinem Grund, lag ihm das gut. Er brachte Geduld mit sich und Verständnis. Irgendwie schaffte er sich von einem Niveau zum nächsten zu schwingen, damit die Schüler auf Augenhöhe unterrichtet wurden und den Stoff mit der Geschwindigkeiten verstanden, die für sie am besten war.
Außerdem wollte Chikara nie aus der Schule raus. Er wusste selbst nicht wieso. Wie jeder andere normale Mensch, hasste er die Schule. Und dennoch. Indem er Lehrer wurde, konnte er in der Schule bleiben. Und indem er in der Schule blieb, konnte er auch Schüler bleiben. Ein Schüler mit Kontrolle über andere Schüler.
„Dem kann ich nur zustimmen.“, erwiderte der junge Herr und beobachtete die Hände des Rektors, die die durch die dünnen Formulare suchten und einen Stempel nach dem anderen setzten. Mit jedem Stempel, den er setzte, kam er dem Ausgang aus dieser Schule näher.
Und es war schade, doch er freute sich darüber für kurze Zeit auf einem edlen Schloss unterrichtet haben zu dürfen.
Er hörte dem Rektor zu und verfolgte die gekonnten Bewegungen, mit denen er den Stift über das Papier strich. Mit jeder Unterschrift wurde seine Entlassung aus dieser Schule determiniert.
„Sie finden sicher schnell Personal, das so anstrebend ist, wie Sie sagen.“, lächelte er aller frohen Dinge. Seine Stimme, die sich noch nicht ganz wieder erholte hatte, klang sanft. Um sie mit Stärke und Selbstbewusstsein zu versehen, war ihm der Hals noch zu kratzig.
„Ich habe das Zimmer eigentlich schon weitestgehend in Pappkartons verstaut. In einer Woche werde ich dann wohl ausziehen.“, antwortete er und hob den Blick.

Als wollte das Schicksal ein gewagtes Spiel spielen, warum hatte Kaien das Gefühl, dass er bald wirklich viel zu viel verliert, als er es will? War es wirklich nur ein Mitarbeiter und Referendar, den er gehen lassen muss oder vielleicht ein sterbender Schüler?
Kaien beendete das Stempel und Unterschreiben, zog aus der Schublade ein schönes, verziertes Briefblatt hervor und legt es den Unterlagen bei.
“Ich habe noch eine persönliche Empfehlung und Bewertung hinzugefügt. Ich weiß nicht, ob Sie diese brauchen, aber Arbeitgeber sehen so etwas gern“, strahlte er fröhlich, als die Sekretärin anklopft und sofort hereinstürmt.
“Herr Rektor, ein Notfall. Einige Mitschüler befinden sich im Krankenhaus“, rief sie hastig und der Rektor sprang besorgt sofort auf.
“Sagen Sie dem Wächter Bescheid, wir fahren sofort hin und lassen sie den Wagen vorfahren“, keuchte er und ließ sich die Namen der Schüler sagen, erkundigte sich wegen Cousin und den Hausvorständen und die Dame nickte.
“Es tut mir leid, Inuishi-san, ich hoffe Sie können mich begleiten“, murmelte der Rektor eher wie ein Befehl und wand sich sofort zur Türe, um mit Chikara den Raum zu verlassen.

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