~Die geheimnisvolle Sinfonie~

Nachdem, so glaubte der Level D, alle ihrer Mitschüler das Schulgebäude verlassen hatten, schlich sie über die Flure zu einem ganz bestimmten Zimmer. Der Fußboden unter ihr knarzte leise. Das Mondlicht, welches durch die großen Fenster fiel, bescheinte Amaya den Weg, sodass das Mädchen keine Schwierigkeiten hatte, etwas zu erkennen. Immer mal sah sie sich um, da sie hoffte nicht entdeckt zu werden. Doch bis auf ihren eigenen Schatten, der durch das blassblaue Mondlicht an die Wand geworfen wurde, war nichts zu sehen. Auch war nichts, bis auf das knarzende Holz zu hören. Nach ein paar wenigen Minuten war die Schülerin an dem besagten Raum angelangt und bewegt mit ihrer Hand vorsichtig der Türklinke nach unten. Fast lautlos öffnete sie die Tür und trat ein. Aus ihrer Schultasche kramte sie einen recht altes Heft, womit sie sich auf den gepolsterten Hocker setzte. Aus der Mappe entnahm sie ein mit Noten beschriebenes Blatt Papier und platzierte es auf dem dafür vorgesehen Notenständer, des Flügels aus Ebenholz. Ihre Schultasche lehnte sie an das Bein, des Flügels, entnahm vorher noch eine Unterlege und einen Stift. Dies legte sie neben sich. Das Mädchen rutschte kurz auf dem Hocker umher, damit sie grade vor dem Tasteninstrument sitzen konnte. Dann lockerte sie Hände und Finger mit ein paar schnellen Bewegungen und hielt sie wenige Millimeter über die weißen und schwarzen Tasten des Flügels. Sie blickte kurz auf die Noten vor sich und schloss die Augen. Tief atmete sie ein, ehe ihre Finger mit einem leisen Anschlag auf die Tasten trafen und dem Instrument sanfte Klänge entlockten.  Langsam wurde der Takt schneller und tauschte die Ruhe mit heiteren und sinnlichen Tönen. Die Finger des Mädchens wanderten zu den höher klingenden Tasten, spielten einen langsameren Takt und kamen den tieferen Tönen wieder etwas näher. Plötzlich brach Amaya ihr Spiel auf dem Flügel ab. Sie griff nach Noten, Unterlege und Bleistift, fügte dann ein paar Noten hinzu, um diese Probehalber zu spielen. "Mh.. nein..", meinte der Vampir leise zu sich selbst und radierte die Noten wieder weg, damit diese sogleich ein paar neuen weichen konnten. Auch diese wurden ausprobiert und mit einem Lächeln, was sich auf den Lippen des Mädchens abzeichnete, als passend empfunden. Amaya legte ihre Sachen wieder beiseite und platzierte die Noten vor sich, um das ganze noch einmal von vorne zu beginnen. Diesmal jedoch würde man ein paar mehr Töne zu hören bekommen. Töne, die Heiterkeit und Sinnlichkeit einem melancholischen Beigeschmack verpassten und dann in eine leise, fast schon gedankenverlorene Melodie übergingen.

Alle ihre Mitschüler, waren bereits draußen, doch Ayumi hatte sich leider verspätet, hatte noch ein kleines Missgeschick mit einem ihrer Mitschüler gehabt und war mit ihm dummerweise zusammengestoßen.
Alle ihre Notizen lagen auf den Boden verstreut. man hatte sie angefahren, sie solle aufpassen, hatte der schwarzhaarigen nicht geholfen und war fort gegangen.
In letzter Zeit passierte solch ein Unglück öfter. Ihre Gedanken hingen einfach woanders, waren ebenso verstreut, wie die besagten Zettel.
Langsam hob sie nun den letzten Teil ihrer Skizzen auf und verstaute diese sorgfältig in ihrer Mappe.
Ein leises seufzen ertönte und Ayumi ging weiter, doch führte ihr weg nicht aus dem Schulgebäude heraus, sondern in das Musikzimmer. Warum? Sie liebte diesen Ort. Es erfreute sie immer wieder die Instrumente zu sehen, und auf ihnen zu spielen, sie erklingen zu lassen.
Etwas wovon sie nie ablassen würde und etwas, was ihr ebenso Freude schenkte.
Je näher die zierliche Gestalt diesem Raum kam, desto lauter erklang eine Melodie, die eindeutig von dem einzigartigen Flügel, welcher sich darin befand entstand.
Es war wirklich eine sehr schöne, aber auch zum Teil sehr traurige Symphonie, hatte aber durchaus das gewisse etwas.
Mit einem sanften Lächeln auf die Lippen, gespannt darauf, die Person zu erblicken, die für diese wunderschöne Werk zuständig, drückte das Mädchen die Türklinge hinunter und trat hinein. Langsam kam sie ihrer Mitschülerin näher und blieb ein wenig Distanziert stehen.
"Du spielst wirklich wunderschön" sagte sie ebenso vorsichtig und sanft, da Ayumi die braunhaarige keineswegs verschrecken wollte.
Beide kannten sich leider noch nicht wirklich aber sie hoffte, das es nicht lange so blieb.
Der Mond schein auf die Schwarzhaarige hinab und sie blickte kurz zum Fenster. Heute war die Nacht besonders schön, so magisch und einzigartig.
Selbst die Sterne schienen heute in voller Pracht zu erstrahlen.
Vollmond. Wie sehr Ayumi ihn liebte.

Immer wieder spielte das Mädchen ihr Stück und fügte ein paar Noten hinzu oder veränderte nochmal ein paar einzelne Passagen. Als sich plötzlich die Türklinke bewegte, sah Amaya etwas überrascht auf und blickte zur Tür, als diese geöffnet wurde. Eine ihrer Mitschülerinnen betrat das Musikzimmer und nährte sich ihr ein Stück. Der Level D war sich nicht ganz sicher wie sie hieß, und doch wusste sie, dass sie ihren Namen schon mal gehört hatte im Unterricht. Wenn sich das Mädchen nicht täuschte, so war der Name ihrer Klassenkameradin Ayumi Masa. Diese meinte zu Amaya, dass sie wunderschön spielen würde. Das Mädchen blickte etwas ertappt auf ihr Notenblatt. Eigentlich hatte sie gehofft nicht entdeckt zu werden. Tja aber nun stand da jemand weiteres in dem Raum und Amaya konnte sie schlecht ignorieren. Das wollte sie auch gar nicht. So war der Level D nicht. Also meinte sie leise auf ihre Worte: "..Ich ähm.. na ja... danke..~" Man konnte den recht unsicheren Unterton in ihrer Stimme wahrnehmen. Dessen war sie sich auch bewusst, weshalb sie sich eine Strähne hinter das linke Ohr strich, um die Aufregung zu überspielen.

Oh je, da hatte Ayumi-Chan wohl wieder etwas angerichtet, sie wollte das Mädchen keineswegs in Verlegenheit bringen oder sie nervös machen.
Freundlich lächelte sie das Mädchen an und stellte sich höflichkeitshalber nochmal vor, auch wenn sie in ein und der selben Klasse waren.
Die Schwarzhaarige war noch nicht lange hier und noch immer ein Neuankömmling.
"Wenn du magst können wir bei Gelegenheit gerne ein Duett spielen, ich bin Ayumi Masa, freut mich sehr dich näher kennen lernen zu dürfen"
Es war offensichtlich, das sie ein Level D war, doch das spielte für Yumi keine Rolle. Wäre ihr Bruder da gewesen oder ihr Vater hätten sie die Schwarzhaarige sicher gebeten abstand zu halten, was die junge Vampirin nicht ganz verstand.
Für sie war der Rang oder die Klasse eher unbedeutend, viel wichtiger war doch das man miteinander auskam und sich gegenseitig half.
Sie setzte sich neben das Mädchen und holte einen Block heraus, um ein wenig ihren Gedanken freien Lauf zu lassen.
"Kommst du öfters hier her?" fragte sie dezent nach, ehe sie einen Notenschlüssel aufmalte.
Vielleicht würde sie auch an ihrem kleinen Gedicht schreiben, für ihren lieben Bruder Ryusei-san.

Amaya lächelte schwach und sah die Schwarzhaarige an. "Gerne..~", antwortete das Mädchen auf die Frage der anderen Vampirin, die sich auch nochmal als Ayumi Masa vorstellte. Der Level D war sowieso der Meinung, dass Duetts immer sehr schön klangen, weshalb sie sich darauf freuen würde. Die schwarzhaarige nahm neben Amaya auf dem Hocker platz, zuvor rutschte die braunhaarige noch ein Stück rüber. Ich sah ihr zu, wie sie einen Block hervor nahm. Was sie wohl jetzt machen würde. Mit einem Stift und Papier konnte man ja so viel machen. Geschichten scheiben, die vor Vorstellungskraft übersprudelten. Gedichte verfassen, mit denen man seinen Gedanken und Gefühlen ausdruck verleihen konnte. Auch konnte man wunderschöne Bilder zeichnen, die einluden, durch das Papier an diesen Ort zu reisen.
Ayumi fragt den Level D, ob sie öfter hier her kommen würde. "Manchmal.", antwortete das Mädchen, "In letzter Zeit auch wieder häufiger, weil ich an einer Komposition arbeite." Auch fragte Amaya noch, ob Ayumi denn des öfteren hier her kam. Und noch eine Frage stellte sie ihr: "Was spielst du denn für ein Instrument..? Das würde mich interessieren."  

Eine Weile sah sie den Notenschlüssel an. Als ob es irgendetwas Aussagen würde.
Dem Level D hörte sie ebenso zu, während sie den Zettels absetzte und schrieb.

Wo find ich die Worte Bruder mein,
die nur flehend um Vergebung schreien,
die Vergangenheit nahm Blut für Blut,
im Märchen wär nun alles gut.

Keiner dieser Regeln hielt mich auf,
Ich nahm all den Schmerz und dich in Kauf,
Ich erkannte spät für dich und mich,
der Tod bleibt unveränderlich.

Liebe Mutter, sanft und rein,
nach deinem Tod kehrte Leere ein,
all diese Jahre suchten wir voll Sehnsucht und Angst nach dir.

Und wie geb ich das zurück,
was ich dir nahm Stück für Stück
nichts wird wie es einmal wahr,
mein Bruder ich bin ein Narr..

Die Schwarzhaarige legte den Stift beiseite, sorgfältig und schloss kurz die Augen.
Ihren Kummer hatte sie soeben auf diesem Blatt Papier niedergeschrieben..
Doch immer noch war Ayumi nicht vorangekommen, dieser Jemand, der erbarmungslos ihrer ganzen Familie das Lächeln nahm, war nirgends auf zu finden...ein Sadist, der Seelen verschlingt....ein Monster in Einsamkeit für alle Zeit...streifte immer noch auf freiem Fuße durch die Gegend..
Daran wollte das Mädchen nun nicht mehr denken, leicht schimmerte ihr Kummer durch, ließ sich nicht vermeiden aber nichts desto trotz lächelte Ayumi ihre Mitschülerin an.
"Oh, das klingt wirklich sehr schön, ist es die Komposition die ich vorhin hören durfte?"
Wenn es wirklich diese Melodie war, dann hatte Amaya wirklich Talent
"Ich komme hier manchmal auch her, um ein wenig für mich zu spielen oder einfach nur den Klängen der Instrumente zu lauschen" gab das Mädchen freudig zurück. Vom zuvor gespürten Schmerz war kaum mehr etwas vorhanden, sondern stattdessen unendliche Freude.
Schon alleine der Gedanke, mit ihr ein Duett spielen zu dürfen, machte Ayumi überaus glücklich.
"Es würde mich wirklich sehr freuen, ich spiele gelegentlich auf  Violine und auf dem Klavier, beides sind wirklich sehr schöne Instrumente"
Ein sanftes Lächeln zierte ihre Lippen. Leicht legte sie ihren Kopf schief und schloss die Augen. Dabei beachtete das Mädchen gar nicht, das sie soeben ihre Notizen offenbarte.

Der Level D sah dem anderen Mädchen zu, wie sie zu schreiben begann. Heimlich aus den Augenwinkel schielend, las sie mit. Ayumi hatte wirklich eine schöne Schrift, aber noch schöner war ihr Talent, mit den Worten umzugehen. Hoffentlich war es für die Schwarzhaarige, die zudem einen höheren Rang zu haben schien, nicht schlimm, dass Amaya ein wenig mit las. Aber nach den ersten vier Versen blickte die Night Classlerin zur Seite. Sie sollte so etwas nicht mitlesen. Denn schon in diesen vier Versen wurde für das Mädchen klar, dass es einen persönlichen Hintergrund haben musste. Amaya kannte solche Gefühle, deswegen hielt sie es für sinnvolle, das Gedicht nicht weiter mitzulesen. Die junge Vampirin wollte sich nicht einmischen, wusste sie ja ebenso, wie es war Schmerz und Leid zu erfahren. Und manche Personen waren dann mit ihren Gedanken lieber alleine und wollten keine fremden Zuschauer. Und genau das war Amaya ja. Die zwei Klassenkameradinnen hatten sonst noch nie ein Wort mit einender gewechselt, waren sich nur vom Sehen bekannt. Also lag es doch nahe, dass sie sich so gesehen fremd waren.
Die junge Schülerin blickte auf die Tasten des Flügels und legte ihre rechte Hand darauf nieder, um eine kleine Melodie zu spielen. Diesmal eine andere und nicht die begonnene Komposition. Der Level D wollte eigentlich nicht, dass dabei jemand mithörte, denn wie Ayumis Gedicht, war dieses Stück etwas privates. Amayas kleine Schwester würde bald Geburtstag haben und für diese hatte sie sich vorgenommen ein Lied zu komponieren. Ein Lied mit Herz und Seele. Auch Erinnerungen und Gefühle sollten darin seinen Platz finden, um nicht vergessen zu werden.
Und mit dem Ende von Amayas Melodie legte auch das andere Mädchen seinen Stift weg. Die braunhaarige sie sie an und konnte an ihrem Gesichtsausdruck deutlich einen Schimmer von Kummer unter diesem Lächeln erkennen. Also lächelte Amaya auch und nickte auf ihre Frage hin. Auch die Frage, die der Level D Ayumi gestellt hatte, wurde beantwortet und das Mädchen konnte das sehr gut nachvollziehen. Sich einfach an irgendein Instrument zu setzten und sich in eine andere Welt spielen. Eine Welt, wo es nur das gab, was aus den wundervollen Klängen eines jeden Instruments erzeugt wurde. Und mit Ayumis Worte und diesen Thema schien auch ihre Laune besser zu werden, den die Schwarzhaarige strahlte. "Das glaub ich dir gerne. Mir geht es genau so.~", gab der Level D dann eben so, mit Freude erfüllt von sich.
Ayumi spielte also Klavier und Violine. Beides waren Instrumente, die Amaya überaus liebte. Sie fand sowieso, dass Klavier und Violine zusammen wunderschön klangen und perfekt für ein Duett wären. Das teilte das Mädchen der anderen auch gleich mit. Und während diese die Augen schloss und ihre Notizen so versehentlich offenbarte, lies Amaya ihren Blick kurz durch den Raum schweifen. Dieser machte dann aber bei dem vollendeten Gedicht halt, las aber nicht direkt. "..Verzeih.. dürfte ich.. dürfte ich es mal lesen..?", fragte die Braunhaarige vorsichtig.

Die Schwarzhaarige öffnete langsam ihre Augen, nachdem der letzte Ton von Amayas kleiner Komposition ausgeklungen war, hatte es förmlich genossen.
Leider hatte die braunhaarige nicht dieselbe von vorhin fortgeführt, doch war sie dennoch ebenso schön.
"Es hilft einen ungemein, und es kann so viel in einem auslösen...es ist in gewisser weise magisch. "
Sanft wie ein Glockenspiel hallten ihre Worte durch den großen Musiksaal, während sie leicht von Trauer erfüllt auf ihre Notizen blickte.
Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass Amaya kurzzeitig einen Blick darauf geworfen hatte.
Ayumi hatte nicht aufgepasst...und es dadurch preisgegeben. Es war für ihren Bruder gedacht, er liebte ihre sanften Gedichte, auch wenn dieser eher von Reue zeugte als von Sanftheit.
Schwach lächelte das Mädchen, wusste nicht direkt, was es sagen sollte aber es zu verweigern wäre auch nicht mehr sonderlich hilfreich gewesen. Schließlich hatte ihre Mitschülerin bereits einen Blick darauf geworfen.
Vorsichtig überreichte die zierliche Vampirin ihr den Block, als würde er zerbrechen können und nickte.
Etwas war ihr mulmig zumute aber früher oder später wäre es sicher herausgekommen, so etwas konnte man nicht ewig verbergen, es ging einfach nicht.
In ihrem Kopf spielte sich das Ereignis wieder ab, wie man sie betracht hatte, wie ihre Mutter auf dem kalten Parkett lag, regungslos, blutüberströmt, ehe diese endgültig verschwand...
Vorsichtig führte das Mädchen ihre Hand zu der Kette ihrer Mutter und hielt sie fest.
Ryusei-san hatte nie direkt angedeutet, dass es ihre Schuld war, aber es fühlte sich dennoch so an...
"Es fühlt sich so an, als wäre bereits eine halbe Ewigkeit vergangen aber immer noch hat sich kaum etwas gebessert"
leise hauchte Ayumi die worte, eher zu sich selbst und sah gedankenverloren zum Fenster hinaus.
Ob es jemals ein Ende haben würde? Eins war sich, was starb, lag schon weit zurück..ohne jegliche Wiederkehr..
Doch selbst wenn das Mädchen unendlich dadurch litt, wollte sie keineswegs, das anderen das selbe widerfuhr, jeder hatte ein Anrecht auf ein gleisen Stück Glück auf dieser Welt.
Wann dies entstehen würde wäre auch sicher, wenn endlich der Frieden eingekehrt war und Yumi würde alles tun, damit dies nicht länger ein Traum blieb, sondern wahr wurde.
Vielleicht müsste sie als Opfer dienen, das hatte sie bereits in Augenschein genommen, doch der Schwur den die Schwarzhaarige an sich selbst geleistet hatte, würde sie keineswegs brechen.
Selbst in der finstersten Ecke würde bald der Frühling einkehren, dafür würde Ayumi höchstpersönlich sorgen mithilfe ihrer Gabe.

Maya glaubte ihr, was sie grade sagte, aufs Wort. Auch der Level D fand es befreiend, wenn man das, was einen im innersten belastete, sich einfach von der Seele schreiben konnte. Manchmal konnten dabei die unglaublichsten Werke entstehen, wenn man einmal angefangen hatte zu schreiben und jedes Wort mit soviel Gefühl auf das Papier gebracht wurde.
Als Ayumi der Braunhaarigen den Block, wie einen kostbaren Schatz, vorsichtig überreichte nahm das Mädchen ihn genauso behutsam entgegen. Mit der Fingerkuppe fuhr sie langsam über die Worte und begann zu lesen. Das Mädchen konnte verstehen, warum es ihr half. Zwischen den Zeilen konnte sie lesen, dass wohl Ayumis Mutter gestorben war. Amaya kannte der Schmerz einen geliebten Menschen zu verlieren und wusste nur zu gut, wie sich das anfühlte. Als sie fertig war wollte sie der anderen Vampir den Block mit diesem wundervollen Gedicht zurück reichen, doch gedankenverloren hauchte diese grade ein paar Worte. Amaya folgte ihrem Blick zum Fenster. Es war eine Sternenklare Nacht und der Mond erhellte das Zimmer in einem sanften weiß-blau. Nach einigem Momenten reichte das Mädchen den Block dann an seine Besitzerin zurück. "Das ist ein wundervolles Gedicht.", meinte sie leise und blickte auf die Tasten des Klaviers. Ayumi verarbeitete ihren Schmerz, indem sie schrieb. Amaya meist, indem sie musizierte. "..Das Lied an dem ich arbeite ist für meine kleine Schwester.. sie hat bald Geburtstag.", offenbarte die Braunhaarige ihr mit einem leisen Hauch Trauer in der Stimme. Nori weilte schließlich schon seit einiger Zeit nicht mehr unter den Lebenden, dennoch wollte sie ihrer Schwester ein Geschenk machen. Mit einer Welle an Gefühlen begann sie die Komposition der anderen Vampirin vorzuspielen, so wie sie es auch gehört hatte, als sie womöglich noch über die Flure der Schule streifte.

Ayumi hatte das Gefühl, dass Amaya sie verstehen konnte, wusste, was sie empfand, wie sie sich fühlte, wie es war, jemanden zu verlieren, den man über alles liebte, Jahrelang die Einsamkeit ertragen zu müssen, die dadurch in einem entstand.
Doch egal, wie sehr das Mädchen verletzt war, egal, wie sehr sie einem Vogel glich, dessen Flügel man gewaltsam herausgerissen hatte, sie hatte niemals aufgegeben. Es stimmte. Vergangenes konnte nicht rückgängig gemacht werden aber sie alle hatten die Fähigkeit die Zukunft gestallten zu können, eine farbenfrohere Zukunft, in der niemand mehr diesen gewaltigen Schmerz verspüren musst, sofern es nicht notwendig war.
In der braunhaarigen sah Yumi eine gleichgesinnte.
Es spielte keine Rolle, das sie ein Level D war, für die Vampirin zählte einzig und allein, der Charakter jedes einzelnen, dass man sich verstand, respektierte und seinen gegenüber fair behandelte.
"Danke, das ist sehr lieb, es freut mich sehr das es dir  gefällt" ein schwaches Lächeln huschte ihr über die Lippen als dank, auch ihre Stimme war ebenso leise, wie die des Mädchens.
Diese wunderschöne Komposition war also für ihre Schwester gewesen, aber es hatte nicht den anscheint, als wäre dies ein überaus freudiges Ereignis, fast als könne diese Person diese liebevolle Melodie nicht hören.
Leise lauschte sie den Klängen, schloss die Augen und lies sich von den tönen völlig ausfüllen, schweifte dabei ein wenig zurück in längst vergangene Zeiten.
Das Mädchen sah ihre Familie vor sich, komplett, vereint und glücklich.
Eine Träne lief ihr über das Gesicht, welches sie sofort weg wischte.
So voller Gefühl und liebe komponiert.
"Amaya, es ist wirklich wunderschön...und ich denke ich kann verstehen, warum es dir so viel bedeutet, wenn du magst könnten wir zusammen für deine Schwester ein schönes Duett spielen"
Vorsichtig und sanft zugleich sprach sie die Worte aus, legte ihre Hand trösten auf ihre Schulter, während sie noch einmal kurz auf den Block schaute, den man ihr wieder übergeben hatte.
Es war sehr schwer....alles war so unglaublich schwer, wie lange sollte es noch so weiter gehen? Wie lange wollte man sich noch gegenseitig so dermaßen quälen?..
"Wenn du möchtest können wir aber auch ein wenig an die frische Luft gehen, die Sterne scheinen so wundervoll heut Nacht" Sie schenkte ihrer Mitschülerin ein ehrliches und aufrichtest Lächeln, wollte sie auf andere Gedanken bringen. Ihr ging es selbst zwar in dem Moment auch nicht sonderlich gut, da ihre Gedanken sie plagten, aber es war belanglos, denn wenn es ihrer Mitschülerin besser ging, würde es Ayumi auch ein wenig erfreuen.
Für die Schwarzhaarige war geteiltes glück sozusagen doppeltes und dreifaches Glück, schon alleine das Lächeln eines anderen genügte dem Mädchen.

Das Leben war nicht immer leicht und hinter jeden neuen Ecke folgten mehrere Abzweigungen, die den Lauf des Schicksals ändern konnten. Manchmal meinte das Schicksal es gut mit einem, doch immer mal kam es vor, dass man von ihm getreten wurde, bis man am Boden und mit seinen Kräften am Ende war. Doch es war wichtig, grade wenn so etwas passierte, dass man sich nicht klein bekommen lies und mit erhobenem Kopf aufstand und seinen eigenen Weg weiter ging. Man konnte deutlich sehen und aus ihren Stimmen heraushören, dass beide, Ayumi und Amaya, es in ihrer Vergangenheit nicht leicht hatten. Doch man konnte auch wahrnehmen, wie die zwei sich auf ihrem Weg vorankämpften.
Gegen Ende der Komposition huschte ein Träne über das Gesicht Amayas, welche über ihre Wange floss und schlussendlich nach unten tropfte. Die salzige Flüssigkeit kam auf einer weißen Klaviertaste auf und hinterließ eine winzige nasse Pfütze. Mit dem Handballen verwischte das Mädchen die feuchten Spuren unter ihrem Auge und atmete leise aus. Sie hörte, was Ayumi ihr zu sagen hatte, worauf ihr ein leichte Lächeln über die Lippen kam. Es war ein trauriges Lächeln und dennoch strahlte es etwas warmes aus. Auch die Hand auf der eigenen Schulter hatte Amaya vernommen. "Das.. das wäre wirklich schön. Nori würde sich sicherlich sehr darüber freuen.", entgegnete das Mädchen ihr. Dann senkte sie abwesend den Blick, ehe sie ihn nur wenige Momente später durch den Raum schweifen lies. Auch auf das nächstes Angebot der Schwarzhaarigen ging der Level D mit einem leichten nickten und schwachen Lächeln ein. "Ja, das klingt gut..~" Amaya mochte es sich in der Nacht den Sternenhimmel anzusehen. Auf früher hatte sie dies oft mit ihrer kleinen Schwester gemacht. Wenn sie heute in den dunklen Nachthimmel blickte und sich die leuchtenden Sterne in ihren Augen spiegelten, dann fühlte sich das Mädchen oft mit ihrer Schwester verbunden.

Es freute das sanfte Mädchen, dass sie zugesagt hatte. Auch Amaya hatte es reichlich schwer gehabt, hatte gelitten doch von nun an wäre Ayumi für sie da, würde das Mädchen nicht alleine lassen, wäre ihre Stütze.
Es gab nichts wichtigeres, als jemanden zu haben, der einem ein Lächeln ins Geschickt zauberte, jemanden, der in solch schwierigen Situation für einen da war.
Freundinnen fürs leben. Die Schwarzhaarige fasste überaus schnell vertrauen und in andere, half ihnen leibend gern, den es freute sie gleichermaßen, wenn ihr gegenüber ihr das wertvollste schenkte, was es gab, ein ehrliches, strahlendes Lächeln.
Die Level B Vampirin hatte bemerkt , wie traurig das ganze sie gemacht hatte. Wer würde nicht darüber weinen, wen würde es nicht zerfetzte, jemanden zu verlieren, der einem so überaus viel bedeutete.
Ein Schmerz, welcher dich erstach...ein Schmerz welcher nicht verging, den man lediglich von Zeit zu Zeit vergas.
Sie erhob sich, nahm Amaya an die Hand und brachte sie nach draußen.
Die Sterne schienen so schön, der Mond erleuchtete ihnen den Weg, ließ die beiden erstrahlen.
Es war so schön....himmlisch..Ayumi führte das Mädchen ein wenig weiter und hielt an, deutete auf den Sternenhimmel.
"Oft ist das was wir denken zu sehen nicht das was es wahrhaftig ist. Einiges können wir vielleicht nicht mehr erblicken oder spüren, doch weichen die Personen, die uns wichtig sind, niemals von unserer Seite, sie leben in uns weiter"
Sie wandte sich dem Mädchen zu und schenkte ihr ein sanftes Lächeln, währen sie sachte ihre Hand nahm und diese vorsichtig zu ihrem Herzen führte. Die Vergangenheit lebte in einem weiter, doch durfte man sich nicht davon unterkriegen lassen, man musste von ihr lernen und versuchen die Fehler die man einst begangen hat oder das Leid, das man verspürte ab zu wenden und Ayumi tat genau dies, hatte sich für diesen Weg entschieden.
"man darf niemals die Hoffnung aufgeben, denn möge sie auch noch so klein sein, ist ihre Wirkung sehr groß, wir sind auf ewig mit den Menschen die lieben vereint, es ist ein Band, welches weiter als der Tod selbst reicht"
Yumi zeigte mit ihrem Fingers zum Himmel und richtete ihren Blick auf die Sterne. Wen das zierliche Mädchen Angst hatte, jemanden zu verlieren, hatte ihre Mutter ihr die selben Worte gesagt.

Das Mädchen fragte sich, wer aus dem Kreise der Schwarzhaarigen wohl bereits gehen musste. Gleichzeitig traute sie sich nicht, ihre Mitschülerin zu fragen. Es war, als ob ihr ein dicker Kloß im Hals hängen würde. Ein Kloß aus Trauer, Wut, Verzweiflung und Ratlosigkeit. Wenn er doch nur wieder zu schlucken wäre. Es würde länger dauern, diesen Kloß loszuwerden, als dass es gedauert hat, ohn zu bekommen. Und war man ihn einmal los, so ließ der nächste nicht lange auf sich warten. Es war wie ein nie enden wollender Kreislauf. Amaya blickte auf, als sich die Schwarzhaarige erhob. Das Mädchen folgte Ayumi ein wenig zögerlich, als diese sie an der Hand nach draußen führte. Der Wind wahr kühl, aber nicht unangenehm. Ein leises Rascheln erklang von den Bäumen. Der Wind hatte die grünen Blätter zum Tanzen gebracht. Amaya blickte sich um, während sie über das Gelände liefen. Ob noch andere ihrer Mitschüler draußen waren, oder ob sie es sich im Wohnheim der Night gemütlich gemacht hatten? Jedenfalls war hier niemand zu sehen. Auch nicht die zwei Guardians, die sonst um diese Zeit ihren Rundgang machten, konnte man sehen. Vielleicht waren sie irgendwo hier draußen, doch das Schulgelände war zu groß. Nach einer kurzen Weile blieben die zwei Mädchen stehen. Amaya richtete ihren Blick in den Himmel, als das andere Mädchen auf diesen verwies. Das was die Level-B-Vampirin sagte war mir durchaus bekannt. Meine Mutter hatte mir oft etwas ähnliches erzählt und ich glaubte daran. Ich war fest davon überzeugt, dass Nori, auch wenn sie nicht mehr hier war, irgendwo in uns weiterlebte.

Ayumi hatte gelernt bereits sehr früh alleine klar zu kommen auch wenn sie einen Bruder und einen Vater hatte, die sehr bedacht darauf waren, das ihr nichts zu stieß, jedoch hatten sie das Mädchen schlichtweg vergessen in ihrer Trauer, sperrten sie ein wie einen kleinen Vogel, den man die Flügel gestutzt hatte aber ab und an war sie diesen Mauern entflohen und hatte einen Weg gefunden anderen dennoch helfen zu können, dies war natürlich zu den Missgünsten ihres Vaters, den ihr Cousin Akinawa-san plauderte solche in verhalten liebend gerne aus, damit seine Cousine auch brav zuhause blieb.
Das Mädchen selbst konnte diesen Mann nicht einschätzen , der um einiges Älter als sie selbst war, es schien, als würde es ihm Freude bereiten sie in misslichen Lagen zu sehen, sie zu ärgern.
Kurz dachte das Mädchen an ihre sanfte, geliebte Mutter, holte zaghaft das Amulett hinaus und umklammerte es, während sie weiterhin die Sterne beobachtete. Ihr Blick wurde wehmütig, doch als sie sich zu Amaya wand, lächelte sie ihre Mitschülerin liebevoll und sanft zugleich an.
"Wollen wir etwas schönes zusammen unternehmen, nur wir zwei?" Warum sie das fragte, weil es besser wäre für Amaya und auch für Ayumi.
"Wir könnten einen kleinen Mädchenabend in meinem Zimmer veranstalten und uns aussprechen oder einfach nur Spaß haben, wir könnten uns auch an das Stück für deine Schwester setzten"
Wie oft hatte sich das Mädchen eine Schwester gewünscht, mit der sie ein wenig reden konnte, mit der sie solche simplen Abende gestallten konnte, jemanden der einfach nur für sie da war. Mit ihrem Bruder konnte ja schlecht über wesentliche Dinge rede, es ging nicht so recht, da er sonst eine kleinen Wutausbruch  erleiden würde und vor allem, wenn es die Männerwelt  anbetrifft er gab sich schließlich fremden gegenüber nicht umsonst als ihr Verlobte aus, um diejenigen von seiner Schwester abzuschrecken, die ihm nicht als richtig erschienen, so wie auf dem letzten Fest, es war recht unangenehme gewesen für den Vampirin und er tat Ayumi immer noch leid, der Schlag den er einkassierte, nur weil er mit ihr reden wollte und dabei ein wenig aufdringlich wurde. Solche kleinen Gesten zum Beispiel vermittelten dem Mädchen, wie sehr sie doch die Schwarzhaarige liebten, da sie alles möglich versuchten um sie vor Unheil zu bewahren, doch wäre ihr eine Umarmung zwischendurch auch sehr viel wert gewesen..doch beide wahren Gefühlen nicht so sehr geneigt, wie Yumi..